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«Leichte Sprache» für mehr Klarheit und Teilhabe
«Ich kann KI nutzen, um mir schwierige Wörter erklären zu lassen – aber oft kommt nur ein neues schwieriges Wort». Mit diesem Satz brachte Karin Zingg, Peer-Beraterin und Selbstvertreterin, es auf den Punkt: Verständlichkeit ist keine Selbstverständlichkeit – auch nicht im digitalen Zeitalter.
Journalistin und Expertin Andrea Sterchi gestaltete gemeinsam mit Karin Zingg am 24. Juni im Amt für Kultur einen Workshop, der eindrücklich zeigte, wie Sprache Türen öffnen – oder verschliessen – kann. Die Referentinnen setzten dabei auf die journalistische Technik des geführten Dialogs, um unterschiedliche Perspektiven auf Leichte Sprache lebendig zu vermitteln.
Verständlichkeit ist keine Selbstverständlichkeit
In ihrem aufschlussreichen Dialog reflektierten die beiden Referentinnen den Nutzen und die Wirkung Leichter Sprache – persönlich und nah an der Realität vieler Menschen. Die teilnehmenden Kulturschaffenden, Mitarbeitenden von Kulturinstitutionen sowie interessierte Personen nahmen wertvolle Impulse, neue Perspektiven und konkrete Anregungen für ihre eigene Praxis mit.
«Leichte Sprache ist keine inhaltliche Vereinfachung, sondern eine klare, bewusste Gestaltung sprachlicher Zugänge». Sterchi und Zingg demonstrierten eindrücklich, wie schwierig es sein kann, komplexe Texte zu verstehen – etwa bei politischen Abstimmungen oder auf Webseiten. Auch künstliche Intelligenz helfe oft nur bedingt weiter: «Dann bin ich häufig wieder gleich weit», brachte es Zingg augenzwinkernd auf den Punkt.
Verständlichkeit entsteht im Dialog
Andrea Sterchi griff die geschilderten Erfahrungen auf und zeigte praxisnah, wie inklusive Kommunikation gelingen kann – nicht als Einzelarbeit am Schreibtisch, sondern im Austausch mit den Menschen, die man erreichen will. Besonders wichtig sei, Texte nicht nur für, sondern mit Menschen mit Behinderung zu entwickeln. Übungen zum Perspektivwechsel, etwa zur Simulation von Lese-Erschwernissen, machten deutlich, wie schnell Sprache zur Barriere werden kann – und wie befreiend Verständlichkeit wirkt.
Leichte Sprache – ein Gewinn für alle
Die Teilnehmenden lernten grundlegende Regeln und hilfreiche Tools kennen – und nahmen Aha-Erlebnisse und Impulse mit in ihre Praxis. Leichte Sprache hilft nicht nur Menschen mit kognitiven Behinderungen, sondern auch Menschen mit anderer Erstsprache, geringer Lesekompetenz oder wenig Zeit.
Der Workshop zeigte eindrucksvoll: Leichte Sprache ist kein Extra für Wenige, sondern ein Schritt hin zu mehr Verständlichkeit, Inklusion und demokratischer Teilhabe.
Die Starterkits des Amts für Kultur
Die Workshop-Reihe ist Teil der kantonalen Inklusionsmassnahmen und richtet sich an eigene und vom Kanton Basel-Landschaft subventionierte Kulturinstitutionen sowie Kulturschaffende mit und ohne Behinderungen. Sie bietet Raum für Austausch, Weiterbildung und die gemeinsame Entwicklung inklusiver Praxis.
Weiterführende Materialien und Links:
- Ein Zeichen an die sogenannt Normalen - Pro Infirmis
- Einfach geschrieben und kurz zusammengefasst - Pro Infirmis
- News in Leichter Sprache – infoeasy
Weitere Termine 2025:
- Virtueller Stammtisch
19. August, 12.15–13.15 Uhr (online) - Apéro inklusiv
14. Oktober, 17.30–19.00 Uhr, Museum.BL, Liestal
Mehr unter: www.bl.ch/kultur
Zu den Referentinnen
Karin Zingg, Peer-Beraterin und Co-Forscherin in inklusiven Projekten, berichtete von ihrer Arbeit in partizipativen Forschungsprojekten wie SEGEL und ihrer Tätigkeit als Reporterin bei infoeasy. Als Selbstvertreterin zeigte sie eindrucksvoll, wie wichtig es ist, Texte in Leichter Sprache gemeinsam mit Betroffenen zu entwickeln.
Andrea Sterchi, Journalistin und Mitgründerin der Nachrichtenplattform infoeasy, stellte zentrale Prinzipien der Leichten und Einfachen Sprache vor. In ihrer Arbeit mit Behörden, Unternehmen und Institutionen begleitet sie den gesamten Prozess von der Übersetzung bis zur Umsetzung inklusiver Kommunikationsstrategien.
Text und Fotos: Claudia Puzik, Amt für Kultur