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Das Regierungsgebäude erstrahlt in neuem Glanz
Nach etwas mehr als einem Jahr ist das denkmalgeschützte Regierungsgebäude des Kantons Basel-Landschaft saniert und umgebaut. Es wurden unter anderem die Personensicherheit verbessert, die technischen Anlagen erneuert und zusätzliche Sitzungszimmer geschaffen.
Liebes Regierungsgebäude, wie soll ich Sie ansprechen? Per Du oder sind wir per Sie?
Per Du ist ok. Wir sind im Baselbiet nicht so förmlich.
Am 11. Juni war es soweit: Mit der feierlichen Einweihung startete die Eröffnungsphase zum Abschluss der Bauarbeiten. Kurz darauf, am 13. Juni fand dann die erste Landratssitzung statt. Erzähle uns, wie erlebst du diese Zeit?
Es ist eine intensive Zeit für mich. Soeben haben noch viele Handwerker an mir gearbeitet. Es wurde gehämmert, geschraubt, gefräst, montiert, verputzt und gestrichen. Kilometerweise Kanäle und Kabel wurden verlegt. Viel Lärm und Staub. Viele Personen waren gefordert, denn durch mein Alter habe ich auch meine Eigenheiten, die oft erst sichtbar wurden, wenn an mir gearbeitet worden ist. Dies ist anspruchsvoll und erforderte von den Beteiligten Flexibilität und schliesslich auch Geduld. Umso grösser ist die Freude, wenn etwas gut gelingt und ich meine wiedergewonnenen und neuen Qualitäten nun zeigen kann.
Wie kein anderes Gebäude repräsentierst du den Kanton Basel-Landschaft und stehst in der Öffentlichkeit. Ein Jahr warst du nun in ein Baugerüst eingehüllt. Wie fühlt es sich an, wieder im Mittelpunkt zu stehen?
Ich freue mich, meine traditionelle Rolle wieder einzunehmen und sowohl den Landrat als auch die Regierung zu beherbergen. Mit einer neuen Vorzone zum Landratssaal und zusätzlichen Sitzungszimmern kann ich den Betriebsbedürfnissen besser entsprechen. Seit der Kantonsgründung war ich Schauplatz politischer Debatten und habe 95 Regierungsräte sowie hunderte Landratsmitglieder erlebt. Das Wiedersehen bekannter und neuer Gesichter bei der Einweihung und ersten Sitzung sowie die verbesserten Räume für die Verwaltungsmitarbeitenden erfüllen mich mit besonderer Freude.
Du sprichst es an: Du bist älter als der Kanton selbst und hast mit den jüngsten Bauarbeiten nicht deinen ersten Umbau hinter dir.
In der Tat reicht meine Baugeschichte sehr weit zurück, wobei von den ersten Mauern nur noch Reste tief im Grund verborgen sein dürften. Offenbar stand an meinem Ort eine Burg, die im frühen Mittelalter dem grossen Erdbeben von 1356 zum Opfer fiel. In diesem Sinne bin ich nun auch ganz froh, dass meine Struktur nach den neusten statischen Erkenntnissen für den Fall eines neuen grösseren Erdbebens verstärkt wurden. Anschliessend stand an meinem Platz ein Freihof, der nach einigen Besitzerwechseln an die Stadt Basel ging. Von diesem Vorgängerbau habe ich in meinem Keller noch einige Grundmauern, was die Bauforschung der Archäologie Baselland während der Bauarbeiten nochmals bestätigen konnte. Mein eigentlicher und heute noch gut sichtbarer Grundstein wurde mit dem Bau der Stadtschreiberei zwischen 1775 und 1779 gelegt. Das zweigeschossige Gebäude im spätbarocken Stil hat damals Samuel Werenfels entworfen, der ebenfalls das Landschloss Ebenrain oder das Blaue und das Weisse Haus am Rheinsprung in Basel zeichnete. Aus dieser Zeit stammt auch die Eingangstüre, die noch heute das Basler Wappen zeigt. Es ist eigentlich schon verrückt, dass eine Türe ein so hohes Alter von 245 Jahren erreichen kann. Es war dann auch eine besondere Herausforderung, die wichtigsten funktionalen Anforderungen an eine zeitgemässe Tür in Einklang mit der denkmalpflegerisch gebotenen Sorgfalt umzusetzen.
Man merkt, deiner Geschichte kommt eine grosse Bedeutung zu. Ich nehme an auch in Bezug zum kantonalen Denkmalschutz. Im Gegensatz zur historischen äusseren Erscheinung gibt es im Innern einige Bereiche, die ziemlich modern wirken: So zum Beispiel der Landratssaal, der mit seinem Stil den 1960er-Jahren zugeordnet ist.
Dieser Umstand zeigt aus meiner Sicht den typischen Pragmatismus des Kantons Basel-Landschaft. Nach seiner Gründung 1833 benötigte er ein Verwaltungs- und Parlamentsgebäude, woraufhin eine alte Stadtschreiberei umgebaut und erweitert wurde. Als bald mehr Platz erforderlich war, verdoppelte man das Haus in der Mitte des 19. Jh. Im Innern wurde ich aber immer wieder umgebaut.. Wenn wir heute all die technischen Installationen, Kabel und Bildschirme sehen, die nun verlegt und montiert wurden, kann man sich ja kaum noch vorstellen, dass ich bis 1901 auch ohne elektrisches Licht auskam. Faszinierend dabei finde ich, dass ich all diese Entwicklungen recht gutmütig mitmachen kann und es auch heute noch gelingt, mich den Bedürfnissen der Zeit anzupassen.
An der Einweihung wurde auch die Geschichte des Wandels erwähnt. Wandel gehört quasi zu deiner DNA. Was waren die wichtigen denkmalpflegerischen Themen? Wie geht man mit einem solch vielschichtigen Gebäude um?
Es ist klar, dass bei einem solchen Gebäude mit einer derart heterogenen Bausubstanz aus unterschiedlichsten Bauzeiten nicht alles sakrosankt geschützt ist. Der Wandel respektive die Veränderung nach den Bedürfnissen der aktuellen Zeit bildet fast schon so etwas wie eine Tradition und gehört zu mir. Wichtig war das konstruktive Gespräch zwischen den Beteiligten auf Basis eines umfangreichen historischen Gutachtens, welches auch konkrete Empfehlungen zum Schutzumfang einzelner Elemente machte.
Kannst du diese Zusammenarbeit oder die gestalterische Herangehensweise an einigen Beispielen erklären?
Die Renovierung meiner Fassade illustriert meinen historischen Wandel: Untersuchungen von alten Fotos und Farbresten zeigten verschiedene Farbanstriche, angepasst an zeitgenössische Moden. Ich war auch schon grün gestrichen mit roten Fensterläden. Heute wurde, in Absprache mit Denkmalpflegern und Bauherrn, eine fast einfarbige helle Fassade gewählt, die meinen Sonderstatus im bunten Stedtli betont. Besonders gefallen mir die Böden aus Laufener Jurakalkstein in Kombination mit den warmen Farben des Eichenholzes, den hellen Oberflächen und den speziell für mich entworfenen Leuchten.
Die Gestaltung des Landratssaals ist beinahe gleichgeblieben. Der etwas sperrige Bildschirmwürfel in der Raummitte ist verschwunden und in den Pulten des Landrats ist eine neue Abstimmungsanlage integriert mit einem Bildschirm an jedem Platz. Kannst du uns noch etwas über diesen Raum erzählen?
Der Landratssaal aus den 1960er-Jahren weist in sich eine sehr präzise, stimmige Gestaltung auf, die auch mit dem dreiteiligen, historischen Wandgemälde von Otto Plattner und Emilio Müller von 1932 gut harmoniert. Hier haben die Verantwortlichen darauf geachtet, dass die Gestaltung in sich erhalten werden kann, da auch keine grundlegenden Änderungen erforderlich waren. Ob dann der Landratssaal bei einem späteren Umbau neu gestaltet wird oder aus denkmalpflegerischen Gründen weiter erhalten werden soll, ist eine Frage, die nun ganz bewusst einer späteren Generation überlassen wurde.
Neben den baulichen Erneuerungen scheint mir auch die Neuausstattung der Kunst ein wichtiges Thema zu sein?
Genau. In gewisser Weise bin ich nun auch ein kleines Kunstmuseum und zeige ausgewählte, sehr verschiedene Werke der Sammlung Kunstkredit. Besonders hervorheben möchte ich das Werk «Une brève histoire des basquets sales» von Claudia und Julia Müller. Die Installation mit einer vor Ort gemalten Wandzeichnung befindet sich im ersten Obergeschoss der Eingangshalle. Sie steht in einer spannenden Beziehung mit dem gegenüberliegenden historischen Fresco «Staatserhaltende Kräfte» von Karl Otto Hügin aus dem Jahr 1940. Auch hier zeigt sich der Wandel in der Gegenüberstellung von Vergangenheit und Gegenwart.
Herzlichen Dank für die spannenden Einblicke. Dies weckt vielleicht auch das Interesse einiger Leserinnen und Leser, dich zu besuchen. Gibt es dazu Gelegenheiten?
Eine sehr gute Möglichkeit bietet sich dazu am Tag der offenen Tür am Samstag, 10. August 2024, wo es geführte Besichtigungen geben wird. Grundsätzlich ist im normalen Bürobetrieb nur die Eingangshalle öffentlich zugänglich. Eine weitere Möglichkeit ist sicher der Besuch einer Landratssitzung: Während der Sitzung ist der Zugang bis zum Foyer im zweiten Obergeschoss und zur Publikumstribüne öffentlich. Zudem stehen meine Sitzungszimmer der ganzen Verwaltung nach Voranfrage bei der Landeskanzlei zur Verfügung. Ich freue mich riesig auf jeden Besuch!
Interview: Jonas Wirth, Projektleiter, Hochbauamt, Bau- und Umweltschutzdirektion