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Zwei Familienmenschen mit unterschiedlichen Träumen
Lernender trifft Direktor
In dieser kleinen Serie durch alle Direktionen und besonderen Behörden begegnen sich jeweils eine Führungsperson und eine lernende Person der Grundbildung im Gespräch. Sie geben uns einen Einblick in ihren Alltag und was sie sonst noch bewegt.
Rijad Shala ist 19 Jahre alt. Er absolviert seine Lehre zum Kaufmann EFZ im Generalsekretariat der Sicherheitsdirektion. Er ist im 3. Lehrjahr und arbeitet aktuell im Sekretariat des Massnahmenzentrums Arxhof. In seiner Freizeit spielt er aktiv Fussball in der 2. Liga in Muttenz. Rijad bezeichnet sich als Familienmensch. Er hat drei ältere Schwestern und verbringt viel Zeit mit seinem kleinen Neffen. Für die Zeit nach der Schule hatte er ein Stipendium in Amerika als Fussballer. Leider wurde alles zwei Wochen vor dem Abflug abgesagt. Das amerikanische Konsulat hat die Bewilligung – da er noch nicht volljährig war – nicht erteilt. In der Folge hat er sich für eine Lehre entschieden.
Francesco Castelli ist Direktor des Massnahmenzentrums Arxhof. Er hat Soziale Arbeit und Strafrecht studiert. Er wohnt mit seiner Familie in der Region. Auf den Arxhof kommt er mit seinem Roller oder auch mit dem Auto.
Rijad fragt Francesco
Warum arbeitest du genau hier?
Ich finde den Arxhof faszinierend. Hier arbeitet man mit Jugendlichen zwischen 18 und 25 Jahren, welche noch voll in der Entwicklung sind. In diesem Alter ist es noch möglich, etwas zu erreichen und sie zu resozialisieren, damit sie wieder ein deliktfreies Leben führen können. Das finde ich sehr sinnstiftend.
Was sind deine Aufgaben als Direktor?
Es sind viele strategische Aufgaben wie Überlegungen, wo der Arxhof in fünf Jahren sein wird und was wir konkret benötigen, damit wir unseren Auftrag erledigen können. Es geht da zum Beispiel um genügend und gut ausgebildetes Personal, die Finanzierung, Kommunikation mit den zuweisenden Stellen, Behörden und der Öffentlichkeit. Es ist zentral, zu erklären, was wir hier genau machen. Dazu gehören auch unsere Strukturen und Prozesse, welche funktionieren müssen. Führung sehe ich auch als Servicedienstleistung. Ich bin für die Schaffung der Rahmenbedingungen zuständig, damit die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ihre Aufgaben erfüllen können.
Was würdest du einem Lernenden des Kantons mitgeben in den Lehrstart?
Such dir den Job aus, der dir Freude macht und bei dem du am Morgen gerne zur Arbeit kommst. Die kantonale Verwaltung ist eine grosse Organisation und es gibt die Chance, an verschiedenen Orten einen Einblick zu erhalten. Das würde mich als Lernenden begeistern.
Hattest du schon einmal einen Tiefpunkt in deiner Arbeit? Wenn ja, was hast du dagegen gemacht?
Ich habe an der Uni studiert und wollte anschliessend eine Doktorarbeit schreiben. Nach dem Studium kam ich an der Fachhochschule als wissenschaftlicher Assistent in ein Forschungsprojekt. Dabei habe ich gemerkt, dass es mir gar nicht liegt und mir das Interesse dafür fehlt. Dabei fühlte ich mich wie in einer Sackgasse. Die Fachhochschule bot mir dann die Möglichkeit, in andere Bereiche hineinzuschauen. So kam ich ganz weg vom akademischen Weg und habe später in den Sozialen Diensten der Stadt Zürich gearbeitet. Quasi durch Negativauswahl habe ich meinen Weg gefunden. Zwischendurch habe ich nach einer Weiterbildung als Organisationsberater gearbeitet, das wollte ich aber nicht ausschliesslich machen. Die Führungsarbeit und die Möglichkeit, dabei konkret etwas gestalten zu können, hat mir dann sehr gefallen.
Würdest du den gleichen Weg wählen, wenn du nochmals zurückkönntest?
Ohne meine «Umwege» hätte ich viele Erfahrungen nicht gemacht. Überall konnte ich etwas mitnehmen. Dabei habe ich auch gemerkt, was mir wirklich gefällt.
Schreibst du To-Do-Listen oder wie teilst du dir deine Arbeit ein?
Ja, ich brauche Strukturen und arbeite viel mit To-Do-Listen. Meine Kinder nehmen mich deswegen auch gerne hoch. Sobald sie mir mehr als fünf Fragen stellen, notiere ich mir diese ... Mein Arbeitsfeld ist sehr breit von den Themen her, aber auch von den Anliegen, welche an mich herangetragen werden. Eine wichtige Aufgabe meiner Arbeit ist, die verschiedenen Themen zuzuordnen, zu koordinieren und den Überblick zu behalten.
Was hältst du davon, dass man noch mehr digitalisieren möchte? Wie prägt das deine Arbeit?
Die digitalen Hilfsmittel sind wertvoll. Ich schätze die Zusammenarbeitsplattformen wie zum Beispiel «OneNote». Kürzlich habe ich KI ausprobiert und mir einen Text schreiben lassen. Für mich sind gute Instrumente eine sinnvolle Unterstützung der Arbeit. Am Wichtigsten ist mir aber der persönliche Kontakt und der Austausch mit den Mitarbeitenden und den Eingewiesenen auf dem Arxhof. Das ist die Grundlage für eine gute Arbeit.
Gibt es einen bestimmten Spruch oder ein Zitat, an das du dich hältst in deinem Alltag?
Nein, das gibt es nicht. Für mich ist viel Austausch wichtig. Ich suche die Nähe zum Alltag. Aktuell arbeite ich an den Budgeteingaben für 2024. Dazwischen mache ich bewusst einmal pro Woche die Runde über den Arxhof und spreche mit den Mitarbeitenden und Eingewiesenen. Dies gibt meiner sonst eher abstrakten Tätigkeit einen konkreten Sinn.
Was machst du nach einem anstrengenden Arbeitstag?
Meine Familie ist zentral für mich. Sie hilft mir gut, abzuschalten und ich bin gerne mit ihnen zusammen. Sport, konkret regelmässiges Joggen, ist für mich wichtig als Ausgleich. Eine weitere grosse Leidenschaft ist das Beobachten von Vögeln. Das ist ein tolles Naturerlebnis am frühen Morgen oder Abend.
Wo möchtest du unbedingt noch hinreisen?
Mich begeistern Natur und Tiere. Gerne würde ich eine Safari im Okavango-Delta machen und viele Tiere sehen und beobachten.
Was ist für dich das Wichtigste im Leben?
Meine Familie.
Francesco fragt Rijad
Wie läuft die Lehre beim Kanton ab?
Ich bin glücklich über die Lehre beim Kanton. Die Abteilungswechsel empfinde ich als gute Vorbereitung für mein Berufsleben. Die Rotation ist facettenreich: Passbüro, Abteilung Informatik, Personalabteilung, Bewilligungen und jetzt hier im Arxhof. Ich bin dankbar für die gemachten Erfahrungen.
Wie war es denn, als du auf den Arxhof gekommen bist? Und wie geht es dir im Alltag?
Am Anfang begleitete mich ein ungewisses Gefühl, wie es ablaufen wird. Als ich dann ankam und das Team kennenlernte, bekam ich Vertrauen. Es gefällt mir.
Weshalb bist du denn zum KV gekommen?
Nach dem geplatzten Amerika-Traum war es eine schwierige Zeit für mich. Glücklicherweise konnte ich mich noch kurzfristig für das 10. Schuljahr anmelden. Die kaufmännische Lehre habe ich gewählt, weil ich eher eine Person bin, die gerne plant und eher im Hintergrund tätig ist. Klarheit bekam ich nach verschiedenen Schnupperlehren als Sanitärinstallateur, Fachmann Kinderbetreuung und im Büro.
Was machst du am liebsten?
Es gibt viele Tätigkeiten, welche ich sehr gerne mache. Der Austausch und die Zusammenarbeit mit Mitarbeitenden und Vorgesetzten, welche mich weiterbringen, telefonische Abklärungen usw.
Was nutzt du an digitaler Unterstützung?
Ich arbeite sehr gerne mit Excel. Je besser ich das Programm beherrsche, umso spannender sind die Einsatzmöglichkeiten.
Wie informierst du dich im Alltag?
Social Media ist präsent und beeinflusst unbewusst. Ich bin auf Instagram aktiv. Gerne lese ich auch Bücher über ein Thema, welches mich speziell interessiert. Manchmal schaue ich auch YouTube-Filme, um mir Wissen oder Informationen zu holen.
Wenn du mit deiner Lehre fertig bist, was möchtest du dann machen?
Ich habe mir schon Gedanken gemacht, bin aber noch unschlüssig. Einerseits bin ich sehr gerne mit Kindern unterwegs und auch sportlich. Sportlehrer wäre eine Option oder die Berufsmatur nachholen. Andererseits wäre auch ein Einstieg und Fuss fassen im kaufmännischen Bereich eine Möglichkeit. Gerne würde ich dann nach dem Einsatz an verschiedenen Orten in der Lehre beim Kanton bleiben. Die dritte Option wäre, im Fussball noch etwas zu bewirken, gerne auch im Ausland als Fussballer. Es ist wie ein Traum der geplatzt ist – aber doch noch nicht ganz.
Wo möchtest du gerne hinreisen?
Mein Traum ist, einen Winter in New York zu verbringen.
Was ist für dich das Wichtigste im Leben?
Meine Familie und Gesundheit.

Rijad Shala und Francesco Castelli (Foto: Kathrin Alispach)