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Ein keltisch-römisches Naturheiligtum im Baselbiet
Die Entdeckung des «Keltenschatzes von Füllinsdorf» rückte die Region vor gut zehn Jahren in den Fokus eines begeisterten internationalen Publikums. Rund 8000 Menschen besuchten die 2012 ad hoc im Museum.BL eingerichtete Ausstellung. Nun legt ein Buch die aktuellen Forschungsergebnisse vor.
2010 fanden zwei Privatpersonen in der Gemeinde Füllinsdorf überraschend keltische Silbermünzen und benachrichtigten die Archäologie Baselland. Der Fund wurde im Anschluss über ein Jahr lang geheim gehalten und das gesamte Gelände untersucht. Wie sich rasch herausstellte, war der durch Zufall gefundene Münzhort nicht die einzige wertvolle Deponierung am Hang des Büechlihau. Der markante «Hausberg» von Augusta Raurica wurde von der späten Keltenzeit bis ans Ende der Römerzeit (ca. 100 v. Chr.–400 n. Chr.) aufgesucht, um Münzen und weitere kleine Gegenstände niederzulegen. Darüber hinaus zeugen Funde von der Jungsteinzeit bis in die Neuzeit von der intensiven Begehung des strategisch günstig gelegenen Höhenzugs am Eingang zum Ergolztal.
Die detaillierte Untersuchung der 355 Silbermünzen legte weitreichende Beziehungen in der keltischen Welt offen. Vor allem ostwärts gibt es in den süddeutschen Ansiedlungen in Altenburg am Hochrhein und Manching an der Donau bei Ingolstadt Münzen, die mit den gleichen Stempeln geprägt wurden. Der Hort befand sich möglicherweise im Besitz eines oder mehrerer Soldaten. Niedergelegt wurde er in den unruhigen Zeiten um 90–70 vor Christus, in einer Phase, in der am Oberrhein – beispielsweise in Basel – offene Grosssiedlungen zugunsten befestigter Anlagen aufgegeben wurden. Das Fundbild lässt vermuten, dass die Münzen nicht im Boden vergraben, sondern leicht erhöht, beispielsweise in einem hohlen Baumstamm, versteckt wurden. Weitere Objekte legen nahe, dass der Fundort in der damaligen Zeit ein heiliger Hain war. Ob die wertvollen Silbermünzen als Opfer an eine Gottheit gedacht waren oder ob es um den Schutz des wertvollen Besitzes durch Aufbewahrung an einem heiligen Ort ging, muss offenbleiben.
Aus der Römerzeit liegen weitere bemerkenswerte Münzdeponierungen vor, aber auch Objekte wie der Sockel einer Götterstatuette oder Schreibgriffel, die auf ein Fortleben als Kultort hinweisen. Zudem gibt es Indizien, dass der weithin sichtbare Berg zur Einrichtung des Vermessungsnetzes der römischen Koloniestadt Augusta Raurica verwendet wurde und zusammen mit anderen Heiligtümern in der Landschaft eine Art «Schutzring» um die Siedlung bildete.
Zahlreiche weitere Funde zeigen, dass der Büechlihau bereits vor und vor allem auch nach der Kelten- und Römerzeit von Menschen aufgesucht wurde. In nachrömischer Zeit nutzte man die strategisch günstige und markante Lage des Hügelzuges zur Errichtung einer hochmittelalterlichen Adelsburg und später, in der Neuzeit, zur Anlage einer militärischen Schanze.
Siedlungsferne Fundstellen wie der Büechlihau bei Füllinsdorf sind in der Fachwelt noch wenig bekannt. Die Kantonsarchäologien arbeiten hauptsächlich in den heutigen Siedlungszonen in den Tälern, wo das Kulturerbe unmittelbar durch Baustellen bedroht ist. Dank der Einbindung von ehrenamtlichen Mitarbeitenden gelingt es der Archäologie Baselland aber, auch Fundstellen auf den Feldern, in den Wäldern und Hügelzonen ausserhalb der Ortschaften zu entdecken. So rücken Handelswege, Verstecke, militärische Anlagen oder eben auch Naturheiligtümer in den Fokus.
In den vergangenen Jahren hat nun ein Team von Fachleuten die Funde vom Büechlihau restauriert, dokumentiert und wissenschaftlich ausgewertet. Die Erkenntnisse zu dieser einzigartigen Fundstelle wurden im Buch «Der Büechlihau bei Füllinsdorf. Ein heiliger Ort der Kelten und Römer» veröffentlicht, welches sich gleichermassen an interessierte Laien wie auch Fachleute weltweit richtet.
Text: Reto Marti und Andreas Fischer, Archäologie Baselland, Amt für Kultur, Bildungs-, Kultur- und Sportdirektion



