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- Newsletter 2/Juni 2023
- 3 Fragen an Ueli Meier, Leiter Amt für Wald beider Basel
3 Fragen an Ueli Meier, Leiter Amt für Wald beider Basel
Herr Meier, wie geht es dem Wald?
Ueli Meier: Zu einem gesunden Ökosystem Wald gehören wie zur menschlichen Gesellschaft junge, kraftstrotzende, vitale aber eben auch kränkelnde, sterbende und abgestorbene Individuen. Es ist ein System, das sich fortwährend weiterentwickelt und auf Störungen von innen, Schadorganismen, oder aussen, Trockenheit, reagieren und sich selbst «heilen» kann. Diese Resilienz ist meiner Einschätzung nach noch intakt und insofern geht es dem Wald gut. Es ist aber eben auch so, dass die klimatischen Extreme der vergangenen Jahre nicht nur die einzelnen Individuen belastet, sondern das System als Ganzes. Unter den häufigeren Hitze- und Trockenperioden haben vor allem die älteren Bäume gelitten und die Mortalität vor allem bei Fichten und Buchen im Alter von über 100 Jahren ist deutlich angestiegen. Neben den klimatischen Veränderungen beeinflussen aber auch die weiterhin zu hohen Stickstoffeinträge das gesamte Ökosystem Wald ober- und unteridisch. Zusammenfassend würde ich sagen, der Wald und die verschiedenen Arten leiden unterschiedlich unter den aktuellen Stressfaktoren. Aber noch ist das Gesamtsystem soweit intakt, dass es mit den unterschiedlichen Störungen leben und sich weiterentwickeln kann.
Welches sind die grössten Herausforderungen, einen gesunden Wald zu erhalten?
Die grösste Herausforderung liegt meines Erachtens darin, dass die Hauptfaktoren, die zur Gefährdung der Waldgesundheit beitragen, nicht durch waldbauliche oder pflegende Massnahmen beeinflusst werden können. Der Wald und auch die Biodiversität im Wald leiden weniger unter falschen oder ungeschickten Bewirtschaftungsentscheiden der Besitzer und Besitzerinnen oder des Forstpersonals. Die CO2-Belastung, der Klimawandel, die damit verbundenen Wetterextreme und die Schadstoffeinträge drohen den Wald weiter zu schädigen und dessen Leistungsfähigkeit zu verringern. Der Begriff Leistungsfähigkeit ist bewusst gewählt. Denn im Grunde besteht unsere Hauptverantwortung und damit -herausforderung darin, den künfitigen Generationen einen Wald zu hinterlassen, der in der Lage ist, deren Ansprüche oder eben Leistungserwartungen bezüglich Schutz vor Naturgefahren, Erholungsmöglichkeit, Biodiversität und Artenschutz, Wasser- und Lufteffekte oder was auch immer gefragt sein wird, zu erfüllen.
Wie wird der Wald in hundert Jahren aussehen?
Ich bin grundsätzlich ein optimistischer Mensch und ich bin auch von den «Selbstheilkräften» der Natur überzeugt. Vor allem aber habe ich in den letzten Jahren gelernt, dass es in Regionen Europas, die heute das erwartete Klima von Basel anfangs des nächsten Jahrhunderts haben, Wälder gibt, die in der Baum-Artenzusammensetzung mit unseren unterschiedlichen Wäldern vergleichbar sind. Die Lösung für den hiesigen Wald der Zukunft liegt darum nicht in aussereuropäischen Baum- und Pflanzenarten. Es wird ganz sicher eine Verschiebung hin zu eher lichtbedürftigen und damit wärme- und trockenheitstoleranteren Arten wie der Vogelkirsche, der Flaumeiche, den Linden, der Lärche und anderen mehr geben. Mein «Waldbild» der Zukunft könnte aber durch noch unbekannte oder konkurrenzverstärkte einheimisch Schadorganismen durchaus ins Wanken geraten. Dagegen hilft nur eine hohe Vielfalt von Arten und Strukturen. Und, als letzter Hinweis: die Leute werden sich in hundert Jahren in Wäldern erholen, die noch laubholzreicher, weniger hochgewachsen und insgesamt jünger sein werden. Aber sie werden diesen Wald genauso als «unseren Wald» schätzen, wie wir das heute auch tun.
Interview Rolf Wirz, Kommunikation Volkswirtschafts- und Gesundheitsdirektion

Ueli Meier, Leiter Amt für Wald beider Basel