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Drei Fragen an Kurt Morandi

Kurt Morandi ist von Geburt an blind. Er arbeitet seit 33 Jahren in der Bau- und Umweltschutzdirektion bei der Telefonzentrale der kantonalen Verwaltung. Er erzählt uns, welche Herausforderungen er im Arbeitsalltag zu bewältigen hat und wie er damit umgeht.
Sie sind blind und arbeiten an einem Computer. Wie funktioniert das genau und wie unterscheidet sich Ihr Arbeitsplatz von dem Ihrer Kolleginnen?
Kurt Morandi: Mein Arbeitsplatz ist mit einem Bildschirmleseprogramm ausgestattet, das mir alle Programme, die ich zum Bewältigen meiner Aufgaben brauche, in Blindenschrift oder mit Sprachausgabe in hörbarer Sprache übersetzt. Unterhalb meiner PC-Tastatur befindet sich eine sogenannte Braillezeile, die mir geschriebenen Text in Blindenschrift ausgibt. Mit diesem Gerät kann ich den Bildschirminhalt mit den Fingern lesen. Die Software, mit der ich arbeite, ist dieselbe, die auch von meinen sehenden Kolleginnen verwendet wird. Sie wurde für meinen Blindenarbeitsplatz speziell angepasst.
Welchen Herausforderungen begegnen Sie immer wieder in Ihrem Alltag und wie gehen Sie damit um?
Ich lebe in einer kleinen Wohnung in der Region Basel. Den Haushalt erledige ich im Grossen und Ganzen selbstständig. Das Frühstück und das Abendessen bereite ich mir selbst zu. Das Mittagessen nehme ich auswärts ein.
Einmal pro Woche kommt die Spitex bei mir vorbei und wir gehen zusammen einkaufen. Die Post erledige ich so gut es geht selbst und die Wäsche lasse ich auswärts waschen. Ich habe ein 50-Prozent-Pensum und arbeite in der Regel immer nachmittags. Ich fahre mit dem öffentlichen Verkehr zur Arbeit. Die Bahnhöfe sind zum grossen Teil mit Leitlinien ausgestattet. Auf den Treppen zu den Perrons gibt es Täfelchen mit Blindenschrift oder erhabenen Buchstaben. An den grösseren Bahnhöfen gibt es eine Bahnhofhilfe oder Personal, das beim Umsteigen behilflich ist. Oft bin ich auch auf Passagiere angewiesen, die mir weiterhelfen. Ich spreche diese direkt an, wenn ich Hilfe brauche. So ergeben sich in meinem Alltag zum Teil spannende Gespräche.
Im Büro bin ich vor allem für das Entgegennehmen und Vermitteln von Anrufen zuständig. Beim Kundenempfang arbeite ich selten, diese Aufgabe übernehmen meine Kolleginnen. Es ist mir zum Beispiel nicht möglich, Baugesuche entgegenzunehmen oder Personen zu kontrollieren, die ins Gebäude möchten.
Wie verbringen Sie Ihre Freizeit am liebsten?
In meiner Freizeit höre ich sehr gerne Musik. Ich habe meine ganze Wohnung mit einem guten Soundsystem eingerichtet. Überhaupt macht mir Elektronik schon seit meiner Kindheit grosse Freude. Ich habe mir ein Netzwerk mit Computer, Server und Sprachsystemen aufgebaut. Das Ganze lässt sich auch per Handy steuern.
Zudem gehe ich gerne Schwimmen oder treffe mich mit guten Freunden zum Essen. Die Ferien verbringe ich in Hotels, die sich auf blinde Gäste spezialisiert haben. Dort werden spezielle Ausflüge für blinde Menschen angeboten und bei den Mahlzeiten bekommt man Assistenz am Buffet.
Text und Bild: Catia Allemann, Bau- und Umweltschutzdirektion