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Ehem. Domherrenhaus, Domplatz 7
Das ehemalige Domherrenhaus am Domplatz bildet zusammen mit dem ehemaligen Domherrenhaus Nr. 5 ein Doppelhaus. Dieses entstand im Zusammenhang mit dem Bau der Residenz für die Basler Domherren als drittes Doppelhaus am nördlichen Platzende aufgrund eines Gesamtentwurfes, den Jakob Engel aus Eichstätt im Jahre 1679 dem Domkapitel vorlegte. Angesichts des Geldmangels des Domkapitels und des Baus der Domkirche wurde die Einrichtung der Domherrenhäuser zurückgestellt, so dass diese später in Abwesenheit von Jakob Engel errichtet wurden. Da Jakob Engel nicht mehr nach Arlesheim kommen konnte, berief das Kapitel im Jahre 1682 einen ungenannten Baumeister aus Kaiserstuhl zur Vollendung der bereits begonnenen Domherrenhäuser und schloss mit ihm am 3. April 1682 einen Akkord für den Bau des dritten Domherrenhauses ab. Dieses hält sich in den Massen von 100 Fuss Länge und 50 Fuss Breite an die bereits vorhandenen Domherrenhäuser, also an das Mass, das Jakob Engel für die Gesamtanlage festgelegt hatte. Dagegen unterscheidet sich das Haus sowohl in der Grundriss-Struktur als auch im Äussern wesentlich von den übrigen Domherrenhäusern. Der ungenannte Baumeister aus Kaiserstuhl muss demnach einen neuen Plan vorgelegt haben.
Das zweigeschossige Haus bedeckt nicht ein Krüppelwalmdach, sondern ein steiles Satteldach. Dieses wird in der Mitte der Traufseiten von Quergiebeln unterbrochen. Diese sind geschweift und schliessen in steilen Dreieckgiebeln. In der Mittelachse der fünfachsigen Fassade sitzt der erhöhte, über eine Freitreppe zugängliche Rundbogeneingang. Kräftige Pilaster mit Kämpfergesimsen und breiter Fase stützen den Rundbogen, der von Bogenvoluten begleitet und von einem muschelbesetzten, breiten Oblicht überhöht wird.
Die reiche Steinmetzarbeit des Portales weist auf des Hauptportal des Domes und könnte vom gleichen Steinmetzen stammen. Die zweiflügelige Holztüre besitzt geschweifte Füllungen und rautenartige Muster. Die Fassadenfenster sind hochrechteckig und ruhen auf profilierten Fensterbänken. Über dem Giebelfenster sitzt eine hochovale, eingezogene Giebelöffnung.
Die Quergiebel der Domherrenhäuser Nr. 5/7 haben dazu geführt, dass diese verschiedentlich als spätere Zutat im Rahmen eines Umbaus betrachtet wurden. Dies ist jedoch keineswegs der Fall, da hier eindeutig eine Planänderung bei der Ausführung vorliegt. Der unbekannte Baumeister von Kaiserstuhl gehörte anscheinend einer neuen Baumeistergeneration an und orientierte sich im Gegensatz zu Jakob Engel nach dem städtischen Giebelhaus, formte dieses aber im Stile des süddeutschen Barocks um. Somit repräsentiert das Doppelhaus Nr. 5/7 den Einbruch einer neuen Stilrichtung einer anderen Kunstlandschaft und brachte damit dem Domplatz und zugleich auch der Residenz der Domherren in Arlesheim einen neuen Akzent. Erstaunlich wirkt die Tatsache, dass dieses Haus kurz nach Vollendung der beiden ersten Doppelhäuser beidseits des Domes entstand. Andererseits wirkt das dritte Doppelhaus auf dem Domplatz keineswegs als Fremdkörper. Seine reich skulptierten Portale und seine Quergiebel finden ihre Steigerung am Dom selbst, dessen Portal ebenfalls reich behauen ist, und dessen Fassade in der Mitte ebenfalls in einem Giebel endet. Ausserdem darf vermerkt werden, dass die Vertikalisierung der Fassade des beschriebenen Domherrenhauses eine Tendenz vorwegnimmt, die erst siebzig Jahre später beim Umbau des Domes in der Zeit des Rokokos voll zum Durchbruch kam und dem Domplatz sowie der Domkirche als Teil der Gesamtanlage eine neue Funktion zuwies. Die Entwicklung vom Hochbarock zum Rokoko begann somit auf dem Domplatz in Arlesheim bereits mit dem Bau des Doppelhauses des unbekannten Baumeisters von Kaiserstuhl.
Kantonal geschützt seit 1973.