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Röm.-kath. Kirche Bruder Klaus, Hardstrasse 28
Im Jahre 1959 ist die neu erbaute Kirche Bruder Klaus eingeweiht worden. Sie steht an der Stelle eines älteren Vorgängerbaus, der 1956 abgebrochen worden ist. Die Kirchgemeinde führte einen Architekturwettbewerb durch und beauftragte den Preisträger Hermann Baur, seinen Entwurf "Raum + Form" auszuführen. Der Basler Hermann Baur gehört zu den bedeutendsten Schweizer Architekten des 20. Jahrhundert und ist insbesondere mit seinen weit über dreissig ausgeführten Kirchenbauten berühmt geworden.
Der äussere Rahmen des Bauplatzes wird bestimmt durch die Strassenkreuzung und die Waldzunge, die von Osten bis an die Kirche reicht. Aus dieser topographischen Situation heraus ist der Kirchenbau gestaltet.
Die Gesamtanlage ist volumetrisch streng gegliedert durch die drei Hauptelemente Vorplatz, Kirche und Turm. Eine Freitreppe mit filigranem Geländer führt auf den erhöhten Vorplatz und hebt den Besucher gleichsam in eine dem Alltag enthobene Ebene. Der beinahe quadratische Vorplatz wird von einem gedeckten, offenen Gang gegen Osten eingefasst, der die halbrunde Schale des freistehenden Kirchenturmes mit dem Kirchenportal verbindet. Eine offene Wendeltreppe führt im Schutze der halbrunden Schale in den mit Betonlamellen geschlossenen Glockenstuhl des Kirchturmes. Quadratische, in regelmässigen Reihen geordnete Schallöffnungen durchbrechen die halbrunde Betonschale.
Über den gedeckten Gang führt der Weg den Eintretenden zum Hauptportal. Auf der rechten Seite ist ein Marmorstein in die Wand eingelassen, auf dessen Schmalseite das Radbild, ein Symbol der Vision von Bruder Klaus, und auf der Längsseite der Name Bruder Klaus eingehauen sind. Der Eintretende betritt zuerst einen kleinen, hell erleuchteten Vorraum, bevor er den grossen, längsrechteckigen Kirchenraum betritt. Der Weg führt den radial angeordneten Bankreihen entlang bis zum Taufstein, von wo sich der Gang zwischen den Bankreihen zur Altarinsel im Nordwesten auftut. Der Taufstein bildet bewusst einen Kontrapunkt zum Altarraum. Hinter dem Taufstein wird die Rundung der Wand aufgebrochen und zu einer kleinen, segmentbogenförmigen Taufkapelle ausgeweitet, an dessen beiden Enden sich je ein Beichtstuhl und in der Mitte Sitzbänke befinden. In die Rückwand ist eine Wandöffnung mit fünf verschieden grossen, farbigen Fensterscheiben eingelassen. Der Taufkapelle, das Kirchenschiff leicht überragend, antwortet das Gegenrund des über den Kirchenraum hinausragenden Chores, der viel indirektes Tageslicht über einen Kirchenraum und Chorturm verbindenden Glasrahmen erhält. Der ovale Altarraum ist über zwei Stufen vom übrigen Kirchenraum abgesetzt. Die an den Chorturm anschliessende Nordwand ist mit kleinen, unregelmässig verteilten Lichtöffnungen durchbrochen. Das Aussen spielt kräftig in Rot- Gelb- und Blautönen in das Innere herein. Diese Gestaltung geht auf einen Entwurf des Kunstmalers Arend Fuhrmann zurück. In diesem lichten, zentralen Raum steht frei der Altar. Rechts vom Altarraum an der Westwand befinden sich zwei weitere, in die Mauerflucht eingelassene Beichtstühle. In der Westecke befindet sich das Nebenportal, von dessen Vorraum das zweigeschossige Gebäude der Sakristei betreten werden kann. Die konsequente Durchgestaltung des Raumes führt zum Verzicht einer Empore für Sänger und Orgel. Für den Chor sind parallel zu den Bankreihen im Schiff Sitzgelegenheiten im Westen angeordnet. Links vom Altarraum, ebenfalls im Westen, steht ebenerdig eine Holzorgel, ein Werk der Firma Mathis aus Näfels aus dem Jahre 1968. Das Prospekt, aufgegliedert nach Pedal, Hauptwerk und Positiv, lehnt sich mit seiner Gestalt an die Form eines Baumes an und schafft einen kräftigen, künstlerischen Beitrag im Kirchenraum. Im Untergeschoss des Chorturmes befindet sich die Krypta, welche durch regelmässig gesetzte Rechteckfenster erleuchtet wird. Sie ist von aussen direkt zugänglich. Im Osten fügt sich die Bibliothek an, ein kleiner Raumflügel, der ebenfalls über einen separaten Eingang von aussen direkt zugänglich ist.
Die Betonkonstruktion des Kirchenbaus ist aussen ursprünglich schalungsroh belassen und später hell gestrichen worden. Im Innern sind die Wände hell verputzt. Über dem breiten, weiten Innenraum ist eine leichte, gegen den Altarraum konzentrisch ansteigende Holzdecke wie ein Zelt gespannt. Der Fussboden im Schiff ist mit einem grauen Gummigranulatboden, der Altarraumboden mit unregelmässig gebrochenen Granitplatten bedeckt. Der Werkstoff Granit begegnet uns wiederum bei Altar, Taufstein und Ambo. Die Muttergottesstatue rechts vom Altar wie der Taufstein stammen von Paul Speck in Zusammenarbeit mit Piero Selmoni. Der Baselbieter Künstler Albert Schilling hat den streng gebauten Altarwürfel, das Tabernakel und das Kruzifix an der Altarraumrückwand entworfen. Weitere plastische Arbeiten am Bau sind der Grundstein von Paul Speck, die Intarsienplatte und die Wandplastik Antoniusopfer von Armin Hofmann sowie die Apostelsteine. Die einfachen, zylindrischen Hängelampen aus dunkel gefärbtem Metall sind durch stimmige Spotlampen ersetzt worden, welche die Weite des Dachraumes gestalten.
Bei der Bruder Klaus Kirche wird der nachhaltige Einfluss von Le Corbusiers Wallfahrtskapelle in Ronchamp im Gesamtwerk von Hermann Baur ein erstes Mal greifbar: die Begrenzung des Raumes durch frei gestellte gerade oder geschwungene Wände und Decken, der rhythmisch gestaltete Lichteinfall durch unregelmässig gesetzte, farbig verglaste Lichtkammern und das Bestreben, sowohl den umschlossenen wie den ausgegrenzten Raumformen eine einprägsame, plastische Gestalt zu geben.
Aufgabe und Sinngebung der Kirche Bruder Klaus hat Hermann Baur selbst mit folgenden Worten beschrieben: "Die freie plastische Formgebung ergibt einen starken Kontrast zur umliegenden Bebauung. Das 'Ganz-Andere', das Sakrale des Kirchenbaues, wird auch von aussen spürbar. Aber was da aussen getan worden ist, musste auch Antwort sein auf die geistige Situation und ihre Anforderungen: Es galt, eine Ekklesia, einen Versammlungsraum, zu schaffen, in dem sich die Gläubigen in Gemeinschaft zur Feier der Liturgie besammeln sollten."
Die Bruder Klaus Kirche gehört zusammen mit der Bruder Klaus Kirche von Fritz Metzger in Liestal und der reformierten Kirche von Ernst Gisel in Reinach zu den grossartigen Kirchenschöpfungen der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in unserem Kanton. Alle drei Kirchenbauten haben für die ganze Schweiz eine wegweisende Bedeutung. Auf die Herausforderung, im Hinblick auf die gesellschaftliche und "geistige Situation" einen zeitgemässen, sakralen Versammlungsraum zu schaffen, haben diese Architekten eine ernsthafte Antwort gegeben. Es ist ihnen gelungen, nicht zuletzt dank der vertieften Auseinandersetzung mit dem Werkstoff Beton Raumformen zu schaffen, die eine zeitlose Qualität haben.
Kantonal geschützt seit 2006, zudem unter Bundesschutz.