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- Schulhaus Hämisgarten, Schulstrasse 5
Schulhaus Hämisgarten, Schulstrasse 5
Südlich des historischen Ortskerns an erhöhter Hanglage befindet sich das zweite Schulhaus der Gemeinde. Es ist heute Teil einer öffentlichen Gesamtanlage mit Gemeindeverwaltung, Talholzschulhaus und Turnhallenkomplex. Im Jahre 1906 hat die Gemeinde Bottmingen einen freien Architekturwettbewerb ausgeschrieben und den Entwurf von E. Sandreuter mit dem ersten Preis ausgezeichnet. Das neue Schulhaus ist stilistisch dem Ersten Heimatstil zuzuordnen, ein damals sehr aktueller Architekturstil. Als Reaktion auf den Stilpluralismus des 19. Jahrhunderts und das Wiederaufgreifen und Transformieren von historischen Stilen wollte man einen neuen Architekturstil schaffen, der sich stark an den regionalen Bautraditionen orientiert und bezüglich Raumstruktur und Aufbau die Maximen von Licht, Luft und Hygiene erfüllen. Dieser neue Architekturstil ist Ausdruck einer Reformbewegung, die auch die Bereiche wie Ernährung, Hygiene, Pädagogik usw. erfasste. Allgemein wird die Stilsprache als "Jugendstil" bezeichnet, der jedoch richtigerweise dem Kunsthandwerk vorbehalten bleibt. Im Kanton Basel-Landschaft sind in diesem Architekturstil vor allem Landhäuser an damals unverbauter Hanglage in den Vorortsgemeinden gebaut worden, daneben auch Nutzbauten wie die Schulhäuser von Allschwil, Arlesheim und von Bottmingen.
Der Architekt Sandreuter greift für Konzept und Gestaltung auf diese damals neuen Reform-ideen zurück und entwirft einen mehrgeschossigen Bau mit einem markanten Dachaufbau. Über einem rustifizierten Sockelgeschoss erhebt sich der Baukörper und wird von einem steilen Walmdach abgeschlossen, auf der Nordfassade durch einen Kreuzgiebel unterbrochen. Die Fensteröffnungen variieren und sind mit breiten Sichtkalksteinen gerahmt. Die grossen Fensteröffnungen und die Dachaufbauten bringen viel Tageslicht in die Schulräume. Die Fassadenflächen sind mit bossierten Eckquadern eingefasst und vermitteln den Eindruck von Rustikalität. Auf der Ostseite wird das Dach durch einen Glockenturm bekrönt, dessen Dachlinie schwungvoll in die Trauflinie übergeführt wird.
Der Hauptzugang führt über eine gedeckte Treppe an der Nordwestecke zu einer formal schön gestalteten, zweiflügligen Eichentüre mit einer dekorativen, querovalen Glasöffnung. Die Eingangshalle auf der Nordseite wird durch ein breites Bogenfenster erhellt, auf dem ein Glasbild mit der Darstellung des bäuerlichen Lebens montiert ist, ausgeführt vom Baselbieter Kunstmaler Jacques Düblin. Im Innern werden die Schulräume durch Längsgänge beidseitig erschlossen, das Treppenhaus befindet sich auf der Westseite. Die Treppe ist in den unteren Geschossen als Steintreppe mit Granitstufen ausgebildet, in den oberen Geschossen als Holztreppe. Das dekorative Treppengeländer zeigt einen hölzernen Handlauf. Die Zimmertüren sowie die Türfutter weisen gestemmte Füllungen auf. In den Schulzimmern hat sich das originale Wandtäfer erhalten. Ursprünglich bot das Schulhaus vier Klassenzimmer an, im Obergeschoss die Wohnung des Lehrers und im Sockelgeschoss ein öffentliches Brausebad sowie ein "Arrestlokal".
Heute ist der hohe Dachstock ausgebaut und das Gebäude wurde kürzlich bezüglich Materialwahl, Farbgebung und Detailgestaltung weitgehend dem ursprünglichen Bau angeglichen. Ein modern gestalteter überdachter Laufgang verbindet das Schulhaus mit der benachbarten Turnhalle. Das als Primarschule genutzte Gebäude entspricht den heutigen Anforderungen.
Das Schulhaus "Hämisgarten" ist als typischer Vertreter des Ersten Heimatstils ein wertvolles Kulturdenkmal und dokumentiert den damaligen, mit den Reformbewegungen einhergehenden Aufbruch.
Kantonal geschützt seit 2002.