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- Lauwilberg 58 / 59
Lauwilberg 58 / 59
In der Lauwiler Hoflandschaft zwischen Reigoldswil und Bretzwil liegt unterhalb des markanten Bergsattels der Ulmethöchi ungefähr auf der gleichen Höhe wie der Hof Oberer St. Romai das bereits 1695 erwähnte Hofgut Lauwilberg. Nach Daniel Burckhardt-Werthemann ging das Hofgut um 1720 an den Steckborner Bürger Johann Georg Deucher, der für seinen Erlös aus den glücklich verkauften Mississippi-Aktien eine sichere Anlage suchte. Deucher hatte unter anderem auch das Gestadeck bei Münchenstein und vor allem das Schloss Bottmingen erworben, das er mit grossem Aufwand im barocken Stile umbaute. Es wird vermutet, dass Deucher den Hof zeitweise selbst bewohnte, denn sein Sohn kaufte ihn später aus anderer Hand wieder zurück. Ob Deucher bauliche Veränderungen vornahm ist nicht bekannt, ist jedoch kaum möglich, denn bereits im Sommer 1730 verkaufte er das Hofgut dem Basler Ratsherrn Jakob Christoph Frey-Burckhardt, der als bekannte Persönlichkeit in Basel sehr populär war. Dieser muss das Wohnhaus erneuert haben, denn über seinem giebelseitigen Eingang findet sich die Jahreszahl 1732 mit einem Steinmetzzeichen. Nach. Burckhardts frühem Tode im Jahre 1744 übernahm dessen Gattin die Gutsverwaltung des Alphofs. Später finden wir als vorübergehenden Besitzer des Lauwilbergs den Münchensteiner Landvogt Hieronymus Christ-Kuder, einen wissenschaftlich geschulten Landwirt, der bereits die Höfe Gruth und Brüglingen bei Münchenstein nach den neusten Erkenntnissen ausgebaut hatte. Um 1770 verkaufte er den Hof an Johann Heinrich Deucher, den Sohn des Johann Georg Deucher, der ihn bis 1804 besass. Als dessen Erbe übernahm der Stadtrat Albrecht Müller-Bachofen das Gut, das 1816 von J.J. Bachofen-Burckhardt vom Weissen Haus in Basel gekauft und erweitert wurde. Auf ihn gehen der ans Wohnhaus stossende Gartensaal und die mächtigen Linden vor dem Haus zurück. Der Lehenmann hatte ihm in natura 120 bis 150 Pfund Butter, ein Schwein im Gewicht von 120 Pfund und einen Laib Käse von 30 bis 40 Pfund zu liefern. Im Jahre 1837 verkaufte Frau Bachofen-Burckhardt als Witwe das Hofgut, das nach mehrfachem Besitzwechsel 1849 an Hieronymus Burckhardt-Iselin kam. Von diesem erwarb Hans Franz Sarasin-Thurneysen den Hof und verlieh ihm mit den beiden prächtigen Baumalleen ein herrschaftliches Gepräge. Später kam das Hofgut an Theodor Burckhardt-Sarasin und ist seither im Besitz der Familie Burckhardt.
Das gegen Ende des 17. Jahrhunderts erstmals erwähnte Hofgut liegt oberhalb eines bewaldeten Bacheinschnitts auf einer Kuppe und steht giebelständig zum ansteigenden Gelände, so dass der hohe Giebel des Wohnhauses von weitem sichtbar ist. Die Bauformen des Wohnhauses und die Jahreszahl 1732 mit dem Steinmetzzeichen weisen darauf hin, dass das grosse Haus damals erneuert oder erweitert worden ist. Stellung und Kubus gleichen augenfällig dem in der Nähe gelegenen Hofgut Oberer St. Romai, der vier Jahre später erneuert worden ist. Wohn- und Oekonomieteil sind unter einem langgezogenen Dach mit knappen Krüppelwalmen zusammengefasst. Das stattliche Wohnhaus besitzt einen breiten Giebel mit dem Eingang in die Pächterwohnung im Erdgeschoss. Die Herrschaftswohnung hingegen befindet sich im Obergeschoss. Türe und Fenster sind rechteckig mit breiten, einfachen Gewänden. Vor dem talseitigen Giebel stehen grosse Linden und auf der Südseite befinden sich der Garten und ein später erbautes Gebäude. Auf der Nordseite der Talfront schliesst sich der um 1828 erbaute Gartensaal an. Dieser besitzt als Flügelanbau eine offene Laube mit Holzstützen. Grossartige Baumalleen führen hier von beiden Seiten zu einem kleinen Vorplatz, von welchem sich ein grossartiges Panorama anbietet. Im Gartensaal steht.ein nachträglich hineingestellter, zweistöckiger Turmkachelofen in blauen Scharffeuerfarben auf weisser Zinnglasur im Stile des späten 18. Jahrhunderts, signiert von Jos. Kaiser in Zug.
Es scheint, dass der Typus des Alphofs, so wie er hier auf dem Lauwilberg entstanden ist, wesentlich auf den spätbarocken Bürgerhausbau zurückgeht. Grosse Dimensionen mit Krüppelwalmdach und nahezu quadratischen Fenstern sprechen für die Herkunft der Bauformen, für die letztendlich der Bauherr verantwortlich war. Jedenfalls ist von dem unter Deucher eingeströmten französischen Barock, wie er am Schloss Bottmingen zu sehen ist, noch nichts zu erkennen. Während die Basler Landsitze in Pratteln den neuen französischen Stil aufnehmen, bleiben die Alphöfe dieser Zeit älteren Bautraditionen verpflichtet. Auf diese Weise ordnen sie sich schlicht und einfach in die Landschaft ein, setzen einen willkommenen Akzent und erhöhen deren Reiz. Glücklicherweise ist der Lauwilberg dank des Verständnisses der Besitzer nicht durch ein modernes Oekonomiegebäude in seiner Wirkung beeinträchtigt worden, so dass er zusammen mit seinen Baumalleen und Nebenbauten eine Einheit geblieben ist.