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Rathausstrasse 36
Das Rathaus von Liestal liegt an zentraler Stelle in der Mitte der breiten Rathausgasse und manifestiert sich durch die bemalte Fassade und die Treppengiebel.
Der heutige Bau stammt aus dem Jahre 1568 und entstand an der Stelle eines älteren Rathauses, das bereits 1459 im Zusammenhahg mit einem Umbau erwähnt wird. Die Jahreszahl 1589 auf einer Fenstersäule im 3. Geschoss weist auf einen Ausbau der oberen Geschosse und die Bemalung der Fassade. Zu Beginn des 17. Jahrhundert wurde der Hauptbau mit dem Rückgebäude am Fischmarkt verbunden. Die Fassadenmalerei wurde im 17. und 18. Jahrhundert ergänzt. Nach Daniel Bruckner diente das Erdgeschoss des Rathauses im 18. Jahrhundert als Metzgerei. Nach einer Renovation des Innern im Jahre 1885 folgte 1900 eine vollständige Erneuerung der Fassade. Die Malereier wurden auf Pausen übertragen und durch W. Balmer aus Liestal ergänzt. In den Jahren 1937 - 1939 entstand der östliche Erweiterungsbau mit gleicher Fassadengliederung wie der Altbau und mit Fassadenmalereien von Otto Plattner. Seither präsentieren sich die beiden Fassadenteile als einheitliches Ganzes unter einem Satteldach, seitlich begrenzt von Treppengiebeln.
Die Fassade wird durch gekehlte Gurtgesimse in vier nach oben niedriger werdende Geschosse geteilt. Das Erdgeschoss öffnet sich in drei Arkaden, wovon jene rechts wie beim Erweiterungsbau geschlossen ist. Im Altbau und im Anbau bestehen die beiden Obergeschosse aus vierteiligen Fenstern mit überhöhten Mittelteilen. Ihre Gewände sind durchgehend gekehlt mit eingestellten Rundstäben auf gewundenen Sockeln, im Anbau mit Volutenfüssen. Im obersten Geschoss beider Teile sitzen hochrechteckige Kreuzstockfenster. Die Fassadenmalerei füllt in den drei unteren Geschossen jeweils die Mauerpartien über den Öffnungen, im obersten Geschoss die beiden Fensterintervalle. Eine Pilastergliederung deckt in dreifacher Abstufung die Ecken bis zum Dachhimmel. Der Früchtekranz, gehalten von zwei Putti, mit der Inschrift UNITAS CIVITATIS ROBUR über der Mittelarkade ist neu. Die beidseits davon gemalten Jagdszenen mit Landschaftshintergrund gehen ins 17. Jahrhundert zurück.
Aus dem 16. Jahrhundert stammt die Darstellung über dem ersten Obergeschoss mit der Geschichte des Königs Zaleukos von. Lokri, flankiert von zwei geflügelten Putten. Die Inschrifttafeln über dem zweiten Obergeschoss ermahnen zur Gerechtigkeit, die als allegorische Figur mit Waage und Schwert in der Mitte thront. Im obersten Geschoss stehen ein Ritter mit Liestaler Wappen und ein Landsknecht mit Schweizerschild. An der Fassade des Anbaus sind Darstellungen aus der Geschichte Liestals und der Eidgenossenschaft gemalt: Schlacht bei Dornach und Bewirtung der Eidgenossen vor der Schlacht, die Tagsatzung in Stans und zuoberst Niklaus von Flüe. Im Dachhimmel die Wappen der ehemaligen Baslerischen Aemter.
Im Innern ziert ein grosses Bild mit der Darstellung des .Auszugs der eidgenössischen und baslerischen Truppen zur Schlacht bei St. Jakob die Westwand des Hofes. Im Obergeschoss befindet sich der Ratssaal mit einer kostbaren Ausstattung aus dem 16. und 17. Jahrhundert. An den Fenstern hängen acht Kabinettscheiben aus dem späten 16. und frühen 17. Jahrhundert, ursprünglich im Schützenhaus. Eine weitere Kabinettscheibe von 1619 hängt im 2. Obergeschoss.
Das Rathaus von Liestal war wie zahlreiche Rathäuser ein Mehrzweckbau, der sich zahlreichen Funktionen des städtischen Lebens unterzuordnen hatte. Seine Architektur weist auf die Wiederbelebung der Spätgotik im 16. Jahrhundert hin. Gliederung und Fenster sind weitgehend symmetrisch, von einem klassischen Geist inspiriert und deshalb ausserordentlich geeignet für eine architektonische Fassadenmalerei. Die Spannung zwischen den gotischen Fenstern und der Renaissancemalerei der Fassadenflächen bestimmen die straffe Geschossgliederung und die starke Horizontalgliederung der Fenster. Hier liegt denn auch die Eigenartigkeit und der besondere Wert dieses Baus. Die Idealisierung der Gotik, die hier wie beim Bau der Kathedralen zu einer stark vorgetriebenen Auflösung der Mauerfläche getrieben wird, bewegt sich im Rahmen der während der Zeit vor der Reformation eingedrungenen Ideen der Renaissance. Insofern gehört die Architektur dieses Bauwerks mit all ihren Merkmalen zur süddeutschen Renaissance, in der die gotischen Architekturelemente eine Synthese mit der Renaissance und ihrer Malerei eingeht.