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Schauenburgerstrasse 88
Der Schillingsrainhof liegt am Eingang ins Röserntal etwas erhöht vom Talboden auf der rechten Talseite. Der Hof entstand um 1780, denn 1781 wird der Hof erstmals erwähnt. Von 1784 datiert ein Pachtvertrag. 1788 verkaufte Jacob Forcart den Hof an den früheren Pächter Johannes Senn. 1801 wurde der Hof von den Erben des Michael Strübin versteigert und gelangte dadurch an Jakob Wetzel und dessen Schwager Rudolf Hoch. 1830 kaufte Christian Roethlisberger aus dem Bernbiet den Hof und liess eine neue Scheune und einen Wagenschopf erbauen. Die alte Scheune und die alte Stallung wurden 1841/44 zum Wohnhaus geschlagen, wodurch das Wohnhaus seine heutige Gestalt erhielt. 1865 erwarb Christian Wüthrich von Trub den Hof und nahm bauliche Verbesserungen am Wohnhaus vor, indem er Laube und Schopfanbau entfernte. 1874 verbrannten das Waschhaus und der Schopf. An Christian Wüthrich als Besitzer erinnert die Inschrift CW 1877 am steinernen Torbogen. Der Sohn Jacob Wüthrich übernahm 1879 den Hof und verkaufte ihn dem Basellandschaftlichen Armenerziehungsverein, der ihn 1985/86 mustergültig restaurieren liess. Diese historischen Hinweise verdanken wir K. Lüthy, dem Präsidenten des AEV, dessen Schrift zur Geschichte des Schillingsreinhofs im Detail noch weitere Auskunft gibt.
Das langgestreckte, stattliche Gebäude des Schillingsrainhofs ist ein Vielzweckhaus, bei dem Wohn- und Oekonomieteil unter einem First vereint sind. Das behäbige Wohnhaus umfasst zwei Geschosse mit fünf Fensterachsen sowie dem Eingang mit Konsolenverdachung in der Mittelachse. Die Ecken sind als Lisenen betont, und das Ortsgesims greift über die Giebelmauer hinweg und wird von Rügen gestützt. Auf der linken Seite schliesst sich die lange Oekonomie mit einem auf Rügen vorkragenden Dache an. Es folgen nacheinander ein Stall, ein Futtergang, zwei weitere Ställe und ein rundbogiges Scheunentor mit einem Schlussstein mit der erwähnten Inschrift. Auf der Rückseite des Wohnteils findet sich eine Fachwerkkonstruktion, und beim Oekonomiegebäude eine Einfahrt ins Futtertenn. Der Hof entspricht in seiner heutigen Form den Baselbieter Aussenhöfen, so wie sie vor allem im 19. Jahrhundert entstanden sind. Interessanterweise wurden damals bereits die in den Dörfern bekannten Vielzweckbauten als Aussenhöfe errichtet, obschon der Platz für eine Hofsiedlung mit vom Wohnhaus getrennten Oekonomiegebäude vorhanden gewesen wäre. Beim Schillingsrainhof ist festzuhalten, dass dieser Typus bereits im 18. Jahrhundert errichtet worden und im 19. Jahrhundert erweitert worden ist. Typisch für die Höfe des 19. Jahrhunderts war das Futtertenn zwischen den Ställen und das eigentlich peripher gelegene Rundbogentor, das sonst in der Mitte der Oekonomie lag. Der Schillingsrainhof ist somit ein Vielzweckbau aus dem 18. Jahrhundert, der im 19. Jahrhundert eine stattliche Erweiterung erfuhr. Diese Erweiterung ist noch am Gebäude, vorwegs am Wohnteil ablesbar. Ausserdem zeigt die Dachform hier Elemente, die erst in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auftreten. Dank dem Umstande, dass hinter dem Hof ein neues Oekonomiegebäude errichtet werden konnte, war es dem AEV möglich den alten Hof seinem Wert entsprechend zu erhalten und zu renovieren, ohne dass eine Beeinträchtigung des Gebäudes erfolgte.