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Bielstrasse 1
Das Pfarrhaus von Oberwil ist nach einem jahrzehntelangen Streit über die Frage, wer den Neubau zu bezahlen habe, um 1783 nach Entwürfen eines unbekannten Architekten erbaut worden.
Der längsrechteckige, zweigeschossige Baukubus vertritt den spätbarocken Typus des repräsentativen Pfarrhauses, gekennzeichnet durch die kubische Geschlossenheit, das Fehlen der sonst üblichen Ökonomieanbauten und die architektonische Gliederung der Hauptfassade.
Das herrschaftliche Gepräge des Baukörpers unterstreichen die gequaderten Ecklisenen, die flache Gurte zwischen den beiden Geschossen und das allseitig gewalmte Mansarddach. Dieses und die hochrechteckigen Fenster der Hauptfassade betonen die schlichten Horizontalen, so dass die durch den Eingang und den Schlussstein im Mittelfenster des Obergeschosses ausgezeichnete Mittelachse nicht durchdringt. Einzig das überhöhte Mansarddach spricht sich für die Vertikale aus.
Innerhalb der Entwicklung der spätbarocken Architektur liegt das Pfarrhaus stilistisch be-trachtet zwischen der dynamischen und bewegungsreichen Strömung des Spätbarocks und der strengen Beschränkung des beginnenden Frühklassizismus. Der Verzicht auf die Stichbogenfenster und die Betonung der Mittelachse verraten einen Einfluss des französischen Baustils unter Louis XVI, während andererseits das zum Teil geschwungene Mansarddach noch der Louis-XV-Architektur verpflichtet ist. Die Übergangszeit zwischen dem Spätbarock und dem Frühklassizismus macht sich hier deutlich bemerkbar. Sie wird besonders augenfällig im Vergleich mit dem frühklassizistischen Herrschaftshaus des Weiherhofes in Oberwil. Das Pfarrhaus von Oberwil darf deshalb als eines der besten Beispiele des unter französischen Einfluss stehenden Spätbarocks gelten. Es erübrigt sich zu betonen, dass es sich hier um das bedeutendste Baudenkmal handelt, das die Gemeinde Oberwil besitzt. Die architektonische Fassadengliederung ist als Stilelement in ehemals ländlichen Gebieten äusserst selten und hebt damit das Pfarrhaus im Vergleich mit den übrigen Barockbauten des untern Baselbiets in einen besonderen Rang.