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Giebenacherstrasse 21
Bis zum Jahr 1913 besass Pratteln eine Quellwasserversorgung mit den Quellen Buholz und Erli, die für die damaligen bäuerlichen Verhältnisse in Pratteln genügten. Mit der Industrialisierung, d.h. mit der Ansiedlung von Gewerbe und Industrie sowie der Zunahme der Bevölkerung stieg auch der Wasserbedarf. Da Quellen mit einer genügenden Leistung fehlten, kam nur eine Grundwasserversorgung in Frage. Aufgrund der günstigen geologischen Lage und Struktur des Geländes mit Ergolz- und Rheingrundwasser konnte man mit grösseren Wasservorkommen rechnen. Geologische Gutachten und Voruntersuchungen führten dazu, dass bereits 1913 das erste Grundwasserpumpwerk Löli mit einer Förderleistung von 1800 Minutenlitern in Betrieb genommen werden konnte.
Das 1913 erbaute Haus ist ein Mehrzweckbau, der einen Kubus mit angegliederten Nebenräumen darstellt. Ein nahezu quadratischer Kubus enthält im Erdgeschoss den Pumpraum, über dem im ersten Obergeschoss die Wohnung des Pumpwarts liegt. An der Südecke ist ein Rundturm für den Transformator angegliedert. Der Anbau auf der Nordostseite enthält das Treppenhaus für die Wohnung und eine Art Holzschopf mit Waschküche.
Bei der Baueingabe 1913 wird das Gebäude Pumpwärterhaus, also Wohnhaus für den Pumpwärter, genannt. Der Entwurf für das Pumphaus stammte von W. und J. Rapp, Ingenieurbüro, aus Muttenz. Die Architektur des Hauses entspricht jener der Schulhäuser jener Zeit: Verzicht auf eine umfassende Gestaltung mit dem Heraustreten des Eingangs, des Transformators, des Treppenhauses und des Waschhauses aus dem zweigeschossigen mit Walmdach bedeckten Hauptbau, der auf keiner Seite voll überblickbar ist. Vom Stil her drängt sich der damalige Heimatstil mit dem Walmdach, Dachaufbauten, Treppenturm und Schopf auf. Auch die Fenster mit Läden, Sprossen und Einfassungen entsprechen dem Stil vor dem 1. Weltkrieg. Der nach dem Krieg sich durchsetzende Funktionalismus droht die Einheit des Gebäudes zu sprengen. Jedenfalls ist diese Architektur in Auflösung begriffen, droht auseinander zu bersten und vermittelt damit etwas vom Zeitgeist der Vorkriegsjahre. Die Diskrepanz zwischen tradierten Formen und einer neuen Funktion ist offensichtlich.
Das Pumpwärterhaus ist das einzige dieser Art in der Schweiz. Es gehört mitsamt den Pumpen in den Bereich der sogenannten Industriearchäologie, was gerade für die damals entstandene Industriegemeinde Pratteln kennzeichnend ist.