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Hauptstrasse 82a
Östlich des Kirchenberings im Oberdorf weitet sich die in Ost-Westrichtung verlaufende Hauptstrasse zu einer breiten Strasse aus, die einst von grossen Bauernhöfen und Gasthöfen, mit Vorgärten, Misthaufen und Kleinbauten davor, umgeben war. Am Ostende der Hauptstrasse nach dessen Biegung gegen Norden befindet sich das anfangs des 19. Jahrhunderts errichtete Waschhaus oder „Buchhüsli" Nr. 82a. Als Nebengebäude gehört es zu der stattlichen Gehöftanlage des alten Meierhofs, welcher sich auf der östlichen Strassenseite befindet. Bereits im frühen Brandlagerbuch von 1830 als freistehendes „Waschhaus von Stein und Holz mit Ziegeldach" bezeichnet, steht es traufständig am Strassenrand am heute eingedolten und nicht mehr sichtbaren Erlibach. Den ebenerdigen Bau mit knapp 20m2 Innenraum deckt ein einfaches Sparrendach mit Biberschwanzziegeln. Der giebelseitige Eingang und die beiden strassenseitigen Fenster besitzen Gewände aus lokalen Steinmaterialien. Zum Ensemble der Baute gehört auch der typische Holunderstrauch.
Im Buchhaus befand sich ursprünglich der Bauchkessel, das Buchchessi. Mit Bauch oder Buche wird Buchenasche bezeichnet, die als Lauge für die Wäsche benutzt wurde. Das nötige Wasser wurde von der Brunnenröhre oder dem Bach mittels eines Holzkänels durch die Mauer des Buchhüsli in einen grossen Trog oder Bottich geleitet. Das Abwasser gelang dann ebenfalls durch einen Abfluss in der Mauer wieder in den Bach. In der Ecke stand ein gemauerter Herd für das Buchchessi. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts hörte das Buchen auf. Später dienten die Buchhüsli meist weiterhin als Waschhäuslein, doch ersetzte man die Waschzuber durch Waschmaschinen, die an die Wasserleitung angeschlossen wurden.
In Pratteln gab es bis vor wenigen Jahrzehnten noch rund fünf Waschhäuslein, welche alle-samt im 19. Jahrhundert erbaut wurden. Im Gegensatz zu den genossenschaftlich gebauten und betriebenen Buchhüsli in Ziefen, wurden die Kleinbauten in Pratteln rein privat errichtet, d.h. sie waren Teil einer Hofanlage gut begüterter Bauern. Heute stehen neben jenem des Meierhofs lediglich noch zwei Waschhäuschen am Schützenweg bzw. am heute ebenfalls eingedolten Talbach. Das Buchhüsli bei der Drogerie Strübin und jenes an der Mayenfelserstrasse wurden in den 50er und 60er Jahren abgerissen.
Als strassenseitiger Abschluss mit grossem Ensemblewert markiert das Buchhus an der Hauptstrasse 82a eine wichtige Komponente im Strassenraum vor dem stattlichen Meierhof. Der Kleinbau zeugt noch von der traditionellen und aufwendigen Tätigkeit des Waschens, welche sich gar in einem eigenen Architekturtypus manifestierte. Im Rahmen der kürzlich durchgeführten Renovationsarbeiten am Buchhüsli wurden die rückseitigen nachträglich an-gefügten Anbauten an der Nordfassade wieder entfernt, das Dach wieder mit alten Biberschwanzziegeln eingedeckt sowie Verputz und Malereien erneuert. Das Objekt erscheint nun ohne störende Anbauten wieder als letztes Buchhüsli im Dorf im ursprünglichen Zustand.