- Basel-Landschaft
- Organisation
- Direktionen
- Bau- und Umweltschutzdirektion
- Amt für Raumplanung
- Kantonale Denkmalpflege
- Inventare
- Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler
- Rothenfluh
- Rössligasse 40
Rössligasse 40
Das Bauernhaus Nr. 40 in Rothenfluh liegt mitten im Dorfkern an der Strasse nach Anwil am Südrand des kreisförmigen Dorfes. Das Bauernhaus liegt auf dem Südufer des Baches und steht zu diesem und somit auch zur Strasse giebelständig.
Aufgrund der Jahreszahlen am Sturz des Hauseingangs und am Scheunentorbogen wurde das stattliche Bauernhaus im Jahre 1835 erbaut. Seither hat es keine grossen Veränderungen erfahren. Der grosse Wohnteil ist mit der grossen Oekonomie unter einem First zusammengefasst. Der Wohnteil ist zweigeschossig und besitzt vier Fensterachsen, wobei sämtliche Fenster und Türen hochrechteckig sind. Das steile Satteldach ist über der Oekonomie als Vordach weit vorgezogen. Die Oekonomie besteht neben dem Wohnteil aus einem Stall mit rundbogigem Stalltor und stichbogigem Stallfenster mit doppelten Lüftungsschlitzen darüber. Ebenfalls zwei Lüftungsschlitzen finden sich über dem stichbogigen Scheunentor, das im Schluss-Stein die Jahreszahl 1835 und eine Pflugschar zeigt. Dahinter liegt der zweite Stall mit rechteckigen Oeffnungen. Nach der Inschrift mit den Initialen JH und GS auf dem Türsturz des Wohnteils ist das Haus im Jahre 1835 von einem Johannes Gass erbaut worden.
Das Bauernhaus gehört zu den markantesten Bauernhäusern des Dorfes Rothenfluh. Durch seine Giebelständigkeit direkt am Bachufer und seine grossen Dimensionen wirkt es auf beiden Seiten hofbildend. Mit seinem vierachsigen Wohnteil und den zwei Ställen beidseits des Scheunentores gehört es zum Typus eines Grossbauernhauses, wie wir sie im Oberen Baselbiet erst im 19. Jahrhundert antreffen. Der geschlossene Kubus mit den rechteckigen Fenstern und Türen entspricht dem Biedermeierbauernhaus, das einen typisch romantisch-klassizistischen Einschlag verrät. Die grosse Oekonomie mit den Lüftungsschlitzen weist auf die Veränderung der Viehwirtschaft in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts hin, jedenfalls finden sich derart grosse Bauernhäuser erst um diese Zeit. Das Biedermeier-Bauernhaus dieser Prägung verrät sicher einen gewissen Wohlstand und andererseits auch einen Besitzerstolz, der sich auch darin manifestierte, dass der Bauherr selbst seine Initialen auf den Türsturz einhauen liess. Es ist zu vermuten, dass dieses Bauernhaus, das auch im Detail sämtliche Merkmale seiner Zeit trägt, auch Ausdruck der Zeit nach der Kantonstrennung ist, als im jungen Kanton nicht nur Stilformen der Basler Herren, sondern auch neue Elemente ausgebildet worden sind. Das Baselbieter Bauernhaus der Biedermeierzeit ist zu Unrecht bisher kaum beachtet worden, weil man sich auf die Baselbieter Bauernhäuser der Spätgotik und des Spätbarocks konzentrierte. Dabei sind in zahlreichen Bauerndörfern des Baselbiets in jener Zeit viele Bauernhäuser in diesem Stile umgebaut und neuerbaut worden. Somit gehört auch dieses Bauernhaus in Rothenfluh der Blütezeit des Bauernhauses im Biedermeier an. Dass es bis heute so gut erhalten blieb, dass Modernismen keinen Anklang fanden, und dass es noch heute in einem intakten Ortsbild eingebettet ist, verdanken wir dem Verständnis der Eigentümer und der Gemeinde, die dieses hervorragende Ortsbild erhalten wollen.