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Kirchgasse 18
Das ehemalige alte Schulhäuslein von Sissach steht auf der Südseite vor der Kirche an der Kirchgasse, ist der Kirche vorgelagert und schliesst den ehemaligen Kirchhof gegen Süden ab.
Ob es sich beim östlichen Teil des Hauses tatsächlich um das bereits 1226 erwähnte sogenannte "steinerne Haus" handelt, ist insofern müssig zu fragen, weil das heutige Gebäude sicher nicht aus dem 13. Jahrhundert stammt. Möglich ist, dass hier anstelle des "steinernen Hauses" ein neues Haus erbaut wurde. Nach anderen Quellen soll dieses Haus ursprünglich als Pfarrhaus gedient haben. Falls dies der Fall ist, dann wahrscheinlich nur bis zur Reformation, denn bereits 1589 wird das heutige Pfarrhaus auf der rechten Seite des Diegterbaches erwähnt. Sicher ist, dass das Haus an der Kirchgasse seit der Reformation dem Sigristen und spätestens seit 1626 zugleich als Schulhaus der Gemeinde mit Schulstube und Lehrerwohnung diente. Im Jahre 1841 wurde es durch den westlichen Anbau für die Schule im Zuge der Schulerneuerung und des neuen Schulgesetzes erweitert. Vermutlich stand vorher an seiner Stelle ein Oekonomiegebäude. Nachdem 1876 westlich der Kirche das grosse neue Schulhaus errichtet worden war, diente das alte Schulhaus für die Arbeitsschule der Mädchen und die Kleinkinderschule.
Später diente der östliche Teil mit der Wohnung als Lokal für die Naturalverpflegung der Gemeinde Sissach. Diese Gratisverpflegung erfolgte ursprünglich für Wandergesellen und später bis vor wenigen Jahren für mittellose Leute. An diese ehemalige Funktion, ein interessantes Kapitel der Wirtschaftsgeschichte jener Zeit, erinnert die Inschrift am Gebäude.
In den Jahren 1973/74 liess die Gemeinde die beiden Häuser umbauen und renovieren. Im westlichen Teil blieben die beiden Schulzimmer, doch entstand darüber im Dachgeschoss eine Einzimmerwohnung. Im westlichen Teil wurden im Erdgeschoss ein Kinderhort und in den übrigen Geschossen eine Vierzimmerwohnung eingerichtet. Der ältere Westteil ist dreigeschossig und wird von einem steilen Satteldach bedeckt. Während die Fenster des Erdgeschosses und des ersten Obergeschosses hochrechteckig sind, erhielten sich im obersten Geschoss noch die schmalen, zum Teil zweiteiligen Fenster mit gotischen Hohlkehlen. Der Anbau von 1841 auf der Ostseite ist etwas niedriger und besitzt gegen die Strasse vier Fensterachsen mit hohen rechteckigen Fenstern.
Als Dokument der Geschichte des Schulhausbaus und der Entwicklung des Schulwesens in Sissach, aber auch als Dokument der wirtschaftsgeschichtlich interessanten Einrichtung der Naturalverpflegung besitzt das Gebäude einen aufschlussreichen historischen Wert für die Gemeinde.
Andererseits ist diese Gebäudegruppe sowie auch die weiteren Gebäude östllich der Kirche und an der Kirchgasse ausserordentlich wichtig für die Stellung der Kirche. Die relativ kleinen Gebäude bilden so etwas wie einen optischen Massstab zur Kirche und deren alles überragenden Kirchturm. Es entsteht jene Spannung zwischen Gebäudekuben, die wir in neuen Überbauungen oft vermissen. Ein städtebauliches Ensemble, das zugleich den Kirchhof gegen Süden abschliesst. Aus diesem Grunde ist der Situationswert der beiden Gebäude ausserordentlich wichtig. Indem die Gemeinde Sissach diese Gebäude als Beitrag der Gemeinde Sissach an das Europäische Jahr für Denkmalpflege und Heimatschutz 1975 unter Denkmalschutz stellen lässt, leistet sie einen echten Beitrag zu den Bestrebungen dieses Jahres. Es bleibt zu hoffen, dass dies der Anfang einer Sanierung der übrigen historischen Gebäude der Kirchgasse bildet, denn auch diese stehen zur Kirche im gleichen Verhältnis und rahmen diese sozusagen ein, ohne sie zu konkurrenzieren, d.h. sie schaffen jene gewachsene historische Umgebung, die das hervorragende Bauwerk der Kirche von Sissach benötigt und verdient.