- Basel-Landschaft
- Organisation
- Direktionen
- Bau- und Umweltschutzdirektion
- Amt für Raumplanung
- Kantonale Denkmalpflege
- Inventare
- Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler
- Sissach
- Rheinfelderstrasse 1
Rheinfelderstrasse 1
Das stattliche Wohnhaus an der Rheinfelderstrasse in Sissach liegt im Zentrum des Dorfkerns an der Abzweigung der Rheinfelderstrasse von der Hauptstrasse zwischen Rheinfelderstrasse und Diegterbach. Wie die Inschrift mit Jahreszahl über dem Hauseingang zeigt, ist das Haus im Jahr 1807 von Johannes Hug-Frei, Metzger und Gemeindepräsident, erbaut worden. Einige Jahre später trat dieser das Haus an seinen Bruder Hans Jacob Hug ab. Dieser verkaufte es 1824 dem Handelsmann Jacob Gysler-Gerster. Nach dessen Tod im Jahre 1847 ging das Haus an seine beiden Söhne. Bei einer Teilung fiel es im Jahre 1864 dem jügeren, Niclaus Gysler-Wilhelm, zu. Dessen Tochter veräusserte es 1898 an die Konsumgenossenschaft Sissach, die im Erdgeschoss einen Laden einrichtete. Inzwischen ist es von einem Sissacher Zahnarzt gekauft worden, der es in nächster Zeit restaurieren wird.
Das grosse Gebäude erhebt sich direkt hinter der alten Wache und zählt als Eckhaus zu den markantesten Bürgerhäusern von Sissach. Der dreigeschossige, gestelzte Kubus ist reich gegliedert, indem Quaderlisenen die Ecken betonen und Gesimsgurten die Geschosse unterteilen. Das Ganze deckt ein hohes Krüppelwalmdach mit einer offenen Giebellaube gegen die Strasse. Türen und Fenster sind stichbogig und ebenfalls gestelzt.
Das Gebäude ist ein bemerkenswertes Beispiel des langen Nachlebens des Spätbarocks auf der Landschaft. Obschon das Haus erst im Jahre 1807 errichtet worden ist, sind Fenster und Türe noch stichbogig. Barocken Charakter besitzt auch das hohe Krüppelwalmdach. Andererseits weist die Geschlossenheit des Kubus und dessen Straffung bereits in die Zeit des Klassizismus. Dasselbe gilt für die relativ hohen Fenster in allen Geschossen. Besonders interessant ist auch die reiche, auf der Landschaft sonst nicht übliche Fassadengliederung mit Lisenen und Gurten. Hier zeigt sich deutlich der Einfluss der städtischen Architektur, für die der Sissacher Gemeindepräsident Johannes Hut in nächster Nähe mit dem Landsitz Ebenrain ein Vorbild oder Beispiel sehen konnte.
Alle diese Merkmale sind typische Elemente der Architektur auf dem Lande nach der französischen Revolution. Das aufstrebende Bürgertum suchte und fand seine Legitimation in der Übernahme städtischer Bedeutungsträger und gestaltete sie in seinem Geiste um. Dass dies beim Haus eines Gemeindepräsidenten von Sissach geschah, weist auf die Bedeutung dieses Amtes in jener Zeit hin. Jedenfalls verdankt ihm Sissach eines seiner markantesten Bürgerhäuser.