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- Sägeweg 6 / 8
Sägeweg 6 / 8
Die ehemalige Säge von Sissach liegt südlich des alten Dorfteils in dem Quartier Richtung Zunzgen. In der Heimatkunde von 1892 wird erwähnt, die Säge stamme aus dem 15. Jahrhundert und sei zweimal durch Brand zerstört worden. Die älteren Bilddokumente aus dem 17. und 18. Jahrhundert zeigen, dass sich ausserhalb von Sissach Richtung Zunzgen eine Art Sägeweiler befand, den zwar Bruckner im 18. Jahrhundert nicht erwähnt, den jedoch der Pfarrer Marcus Lutz im Jahre 1805 als eine Sägemühle mit ansehnlichen Gütern und Nebengebäuden nennt.
Aus den Archiven des Staatsarchivs wird immerhin ersichtlich, wie sich der Sager Niklaus Tschudin bei einem Streit um die Wasserrechte darauf beruft, dass diese ihm 1567 und 1597 bestätigt worden sind. Somit dürfen wir annehmen, dass sicher seit dem 16. Jahrhundert hier eine Säge bestand. Im Jahre 1660 wird erwähnt, dass dazu noch eine Reibe gehörte. Der genannte Niklaus Tschudin wollte um 1800 noch eine Mahlmühle erbauen, stiess jedoch dabei auf Schwierigkeiten, so dass er schliesslich ohne Bewilligung zu bauen begann. Doch der Unterstatthalter des Districts Gelterkinden meldete dieses Vorkommen dem Präsidenten der Verwaltungskommission mit folgenden Worten: "Ungeacht Bürger Niklaus Tschudy Säger von Sissach zur Errichtung einer Mahlmühle die gesetzliche Bewilligung noch nicht erhalten derselbe dennoch mit aller Beförderung fortfahrt, dieses Werk zu erbauen, und täglich Maurer und Zimmerleute ununterbrochen fort daran arbeiten, so dass dieses Werk in kurzer Zeit instand gestellt, wenn nicht von höcherer Behörde bis Ausgang der Sache demselben das weitere Bauen an dieser Mahlmühle nieder gelegt wird. Die mir täglich einkommenden Klagen über dieses willkürliche und gesetzwidrige Betragen des Bürger Tschudy veranlasst mich, Ihnen als Verwalter dieses wider rechtliche Bauen anzuzeigen, damit sie nach Gutbefinden das Nötige vorkehren können, die Verfügung aber ersuche Directi dem Bürger Tschudy oder durch anderen Canal als durch mich anzeigen und bekannt machen zu lassen."
Schliesslich wurde die Mühle trotz der Wasserstreitigkeiten und dem vorzeitigen Baubeginn zu Ende gebaut und steht noch heute. Nach einem Dachstockbrand um 1840 wurde das Dach neu errichtet. Im Jahre 1863 wurde in der ehemaligen Oekonomie der Säge eine zweite Säge eingerichtet, die noch heute in Betrieb ist und 1918 erweitert worden ist. Die alte Säge hingegen wurde 1910/11 stillgelegt und zusammen mit der Mühle zu Wohnzwecken umgebaut.
Die alte Säge besteht aus einem winkelförmigen Bau, wovon der südliche Flügel als Hauptbau älter ist als der um 1800 errichtete Ostflügel. Der Hauptbau liegt etwas erhöht, ist zweigeschossig, gegen den Hof sogar dreigeschossig und wird von einem mächtigen Krüppelwalmdach bedeckt. Dieses besitzt grosse zweiteilige, zum Teil gotisch gekehlte Fenster und Eckpfeiler mit Bossenquadern; das Dachende auf Flugpfetten mit eigenartigen S-förmigen Bügen, die wir auch beim Mühlebau wieder antreffen. Im Innern befindet sich eine profilierte hölzerne Wendeltreppe mit profilierter Spindel und zahlreiche getäfelte Stuben aus dem Beginn des 19. Jahrhunderts. In seiner Substanz geht dieser Bau, auch wenn er später zahlreiche Veränderungen erfuhr, zur Hauptsache ins 16./17. Jahrhundert zurück. Oestlich dieses Hauptbaus befinden sich noch die Schöpfe und Kleinhauten der ehemaligen Säge. Auf der Hofseite erhielt der Hauptbau im 19. Jahrhundert eine zweigeschossige Holzlaube. Der ebenfalls stattliche Mühlebau von 1800 muss zum Teil schon vorher bestanden haben und ist um 1800 zur Mühle erweitert worden. Er ist ebenfalls zweigeschossig, besitzt jedoch verschieden rechteckige Fenster und Türen, die eindeutig in die Zeit um 1800 zu datieren sind. Sein mächtiges Krüppelwalmdach ist ebenfalls weit über den Mauergiebel als Schutzdach und für den Dachaufzug vorgezogen und ruht wiederum auf Flugpfetten mit s-förmigen Bügen.
Die Umwandlung der Mühle zu Wohnzwecken machte auch hier einige Veränderungen notwendig, doch ist das Gebäude selbst in seiner Substanz aus dem Anfang des 19. Jahrhunderts erhalten geblieben. Wenn wir beachten, dass der Hauptbau nahezu quadratisch ist, einen gewölbten Keller besitzt und zahlreiche ältere Elemente zeigt, so ist es unwahrscheinlich, dass das Wohngebäude der Säge zweimal durch Brand zerstört worden ist. Diese Brände betreffen vermutlich nur die daneben gelegene Säge und nicht das Wohngebäude selbst. Dieses hat im 16. oder 17. Jahrhundert wahrscheinlich etwa jenen Zustand besessen, den es heute noch zeigt. Ein stattliches, vermutlich wegen der Brandgefahr in Stein erbautes Haus, das jedoch vom Sägebetrieb profitierend zahlreiche Holzausstattungen enthielt. Zusammen mit der im rechten Winkel zur Säge erbauten ehemaligen Mühle erleben wir hier eine stattliche Gebäudegruppe eines ehemals bedeutenden Gewerbebetriebes. Nicht umsonst sind diese Gebäude nicht allein durch ihren Eigenwert, sondern auch durch ihre Stellung und Gruppierung von besonderem Wert. Die Hofbildung steht im Zusammenhang mit der gegenüberliegenden ehemaligen Oekonomie und den zahlreichen, zum Teil noch heute vorhandenen Nebenbauten. Jedenfalls erahnt man noch heute angesichts der stattlichen Baukörper etwas vom Handwerk und Gewerbe jener Zeit.