- Basel-Landschaft
- Organisation
- Direktionen
- Bau- und Umweltschutzdirektion
- Amt für Raumplanung
- Kantonale Denkmalpflege
- Inventare
- Kantonales Inventar der geschützten Kulturdenkmäler
- Therwil
- Röm.-kath. Kirche St. Stephan, Kirchrain 16
Röm.-kath. Kirche St. Stephan, Kirchrain 16
Baugeschichte
Patrozinium und Besitzverhältnisse weisen auf eine reichenauische Gründung im frühen Mittelalter. Archäologische Forschungen fehlen. Zur Pfarrei Therwil (Bezirk Arlesheim, BL) gehörten ursprünglich noch die Dörfer Ettingen und Oberwil. Ein Pfarrer von Therwil wird erstmals 1223 bezeugt. 1466 erhielt die Kirche vom bekannten Glockengiesser HANS PEIGER eine Glocke.
Die heutige Kirche entstand mitten im Dreissigjährigen Krieg - in den Jahren 1627 bis 1631. Bereits 1618 schrieb der Pfarrer Joseph Liechtin dem Bischof, dass die alte Kirche baufällig sei und auch wegen Platzmangel durch einen Neubau ersetzt werden müsse. Ohne die Zustimmung des Bischofs abzuwarten, liess der Pfarrer die ersten Steine brechen. Es folgten Bittschreiben an den Bischof und die Zehntherren. 1624 lag ein Kostenvoranschlag des Werkmeisters GEÖRGEN WABER von Laufenburg in der Höhe von 2038 Pfund vor. Er sah einen vollständigen Abbruch der alten Kirche vor. Für den Neubau waren insgesamt 4358 Pfund vorgesehen. Davon sollten Therwil 870 Pfund, Ettingen 300 Pfund und den Restbetrag die Zehntherren übernehmen. Der Bau des 1627 begonnenen Turmes geriet im Laufe des Jahres ins Stocken, da sich die Stadt Basel als Zehntherr weigerte, ihren Beitrag zu bezahlen. Schliesslich bewilligte sie 500 Pfund, so dass der Turm vollendet und die Kirchenmauern auf halbe Höhe aufgeführt werden konnten. Mit Meister HANS WIETENSOHN, Maurer zu Benken, und HANS RÜETSCHIN aus Reinach war ein Verding für den Bau der Kirche, des Chores und der Sakristei abgeschlossen worden. Von 1629 an schritt der Bau rasch seiner Vollendung entgegen; am 19. Oktober 1631 erfolgte die Weihe. Die Jahreszahl 1627 am Turm, die Jahreszahl 1631 auf einer Emporenstütze und die Bauinschrifttafel in der Kirche von 1631 bestätigen die Bauzeit von 1627 bis 1631. Der Innenausbau war damals noch nicht abgeschlossen. Nach verlorengegangenen Inschriften stifteten die Jungfrauen von Therwil 1632 den Marienaltar und Pfarrer Joseph Liechtin 1633 den Josephsaltar. Ausserdem erhielt das Chorinnere Dekorationsmalereien.
Nach den verheerenden Einfällen der Schweden von 1635 erneuerte man die Kanzelstiege, die Kirchentüre und hängte die Glocken in den Turm. Erst um 1680 erhielt die Kirche den vermutlich von JOHANN VICTOR SCHARPF geschaffenen und von Maler JOST HERRSCHIN, beide aus Rheinfelden, 1683 gefassten Hochaltar. Im Laufe der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts war die Ausstattung der Kirche vollendet worden.
Im 18. Jahrhundert erfolgte die Umwandlung des frühbarocken Langhauses im Stile des späten Rokokos. 1757 erlitt der damals begonnene Kreuzweg bei acht Stationen infolge fehlender Mittel Verzögerungen. 1758 ersetzte man die Orgel und renovierte die Empore. 1781 fand die Rokoko-Umgestaltung ihren Abschluss. Der Stukkateur ist leider nicht bekannt. Dagegen kennt man den Maler FRANZ LUDWIG HERRMANN aus Konstanz, der das grosse Deckenbild signierte und mit der Jahreszahl 1781 versah. Von seiner Hand stammen ausser den Deckenbildern auch der am 28.Oktober 1781 geweihte Kreuzweg. Ein Jahr später wurde unter der Leitung des Baumeisters DANIEL BÜCHEL aus Basel das Chorgewölbe ausgebessert und weiss übertüncht. 1782 renovierte der ursprünglich aus dem Tirol stammende Maler ISIDOR TURNER den Josephsaltar. 1788 wurde auch der Marienaltar einer gründlichen Renovation unterzogen.
Nachdem die Kirche während der Französischen Revolution zwei der vier Glocken verloren hatte, erhielt sie 1804 zwei neue Glocken von R. ROBERT aus Robecourt. 1815 schuf der Steinhauer ANTONY SCHÄRER aus Laufen die beiden Weihwasserbecken beim Eingang der Kirche. Im Jahre 1827 entstand anstelle einer welschen Haube der heutige Turmhelm. 1843 erfolgte eine Innenrenovation, bei welcher der Altarbauer JOSEPH FALLER aus Arlesheim den Hochaltar rettete, indem er 1844 eine Renovation vorschlug. Dabei entstand anstelle des Stephanushimmels das "Auge Gottes". Chorgestühle, Altäre und Chorgitter erhielten neue Fassungen. An der Kanzel entstanden ein neues Treppengeländer und vergoldete Trophäen an der Rückwand. 1864 malte der bekannte Kirchenmaler PAUL DESCHWANDEN neue Altarbilder für die Seitenaltäre und renovierte das Hochaltarbild. 1871 liess die Gemeinde die Stationsrahmen und den Muttergottesaltar neu vergolden. 1896 erhielt der Chor Glasfenster mit den Heiligen Stephanus und Joseph von Glasmaler SCHÄFER aus Basel, und 1903 das Langhaus vier Fenster mit den Heiligen Aloysius, Wendelin, Cäcilia und Theresia von der Glasmalerei-Anstalt KUHN in Basel. 1903 erfolgte eine Aussenrestaurierung und 1912/13 eine Innenrenovation, wobei sämtliche Statuen übermalt wurden. 1913 kaufte die Gemeinde von JULIUS BESSERER aus Flüh eine neue Orgel mit Barockprospekt, ersetzte sie jedoch 1947 durch eine neue von TH. KUHN aus Männedorf. Gleichzeitig entfernte man die drei barocken Beichtstühle und liess unter der Empore eine Taufnische von JACQUES DÜBLIN ausmalen.
In den Jahren 1962-1964 erfolgte eine fachgerechte Gesamtrestaurierung der ganzen Kirchenanlage und ihrer Ausstattung. Projektierung von A. Gerster und
F. Lauber. Experten der Eidg. Denkmalpflege: Dr. E. Maurer, M. Räber, Dr. P. Felder und Prof. Dr. L. Birchler. Den Stuck, die Statuen und Bilder restaurierte Hans A. Fischer, Bern.
Situation und Grundriss
Die Kirche steht am Rande des alten Dorfkerns an der Südostecke etwas erhöht und zurückgesetzt inmitten eines langgestreckten, von einer ziegelbedeckten Mauer umzogenen Friedhofs. Den Eingang der Anlage betonen der rundbogige Eingang mit Stufengiebel und die links davon an die Friedhofmauer gebaute St.Anna-Kapelle. Der Grundriss der geosteten Kirche besteht aus einem längsrechteckigen Langhaus, an das sich im Osten der eingezogene, polygonale -Chor anfügt. In den Winkeln zwischen Langhaus und Chor stehen im Norden der Turm und im Süden die Sakristei. Der Grundriss übernimmt somit das Schema der frühbarocken Pfarrkirchen, das sich, wie der polygonale Chor zeigt, aus der Spätgotik entwickelte.
Äusseres
Hauptdominante der Anlage ist der hohe, von drei Gurten in vier Geschosse unterteilte Turm, dessen Glockengeschoss rundbogige Doppelarkaden als Schallöffnungen besitzt. Auf einem Eckquader steht das Baudatum 1627. Der einst von weitem sichtbare spitze Turmhelm mit Knauf und Doppelkreuz entstand erst 1827. Ansehnliche Dimensionen besitzt auch das mit einem steilen Satteldach bedeckte Langhaus, während der Chor und die unter einem Pultdach liegende Sakristei kaum in Erscheinung treten. In den Längswänden des Langhauses sitzen je vier hohe, schmale Fenster mit rundbogigen Abschlüssen. Rundbogig sind auch die vier Fenster des Chores. Über dem mit einem schmiedeeisernen Kreuz bekrönten Chorfirst sitzt in der Giebelöffnung des Langhauses ein gotisches Masswerkfragment.
Unter dem hohen Westgiebel des Langhauses befindet sich ein offenes Vorzeichen mit geschweiftem Dach auf zwei Holzpfosten ruhend. Es schützt den rundbogigen Eingang mit dem aus Eichenholz reich geschnitzten Portal. Grazile, mit Beschlägwerk besetzte Hermenpilaster, begleitet von Schweifwerk, flankieren die Türe und tragen das Gebälk, das einwärts gerollte Voluten und eine Kartusche mit dem Monogramm Christi bekrönen. 1648 geschaffen, ist die Türe ein Werk der Spätrenaissance und gleicht der fünfzig Jahre später entstandenen Türe der Kirche St. Peter und Paul in Allschwil. Auf der Innenseite entwickelt sich prächtiges schmiedeeisernes Beschlägwerk mit der Inschrift 1648 I.S.K.B. Beidseits des Portals stehen die 1815 von ANTONY SCHÄRER geschaffenen kelchförmigen Weihwasserbecken. Über dem südlichen befindet sich das steinerne Epitaph der Jungfrau Maria Scharpf aus Rheinfelden von 1656, der Tochter des Bildhauers HANS HEINRICH SCHARPF, Schöpfer dieses Werks. Über einer Inschriftskartusche mit Allianzwappen sitzt das quadratische Relief mit der Beweinung Christi vor einem realistischen Landschaftshintergrund. Darüber ruht über einem Architrav mit Spruch ein Genius mit Totenschädel und Sanduhr.
Inneres
Den Gesamteindruck des Innern bestimmen einerseits die hohen frühbarocken Seitenaltäre und der Hochaltar und andererseits die Rokokodekoration des Langhauses. Der weite Saal wird an den Wänden durch flache Wandpilaster mit ionischen Kapitellen und Gebälkstücken gegliedert und von einem flachen Gipsplafond abgeschlossen. Die Stuckdekoration beschränkt sich auf die Einfassung der Bilder und die Verzierung der Kapitelle, Fensterscheitel und den Triumphbogen, jedenfalls finden sich keine raumauflösenden Elemente. Weit ausladende Palmzweige, Schilf, Putten und Blumengirlanden zeugen vom reichen Formengut des reifen Rokokos. Etwas plastischer und voller wirkt der Stuck des Kreuzweges. Die Rocaillefüllungen und die pflanzlichen Motive sind ocker, oxydgrün, kobaltblau und morellensalzrot gefasst. Mit Ausnahme der ionischen Kapitelle fehlen eigentliche Louis-XV1-Motive.
Die Wand- und Deckenfresken des Langhauses sind ein Spätwerk von FRANZ LUDWIG HERRMANN, fürstbischöflicher Hofmaler von Konstanz, bestätigt durch die Signatur am grossen Deckenfresko: FRANC. LUDOVIC. HERRMANN INVENIT & PINXIT ANNO 1781. Das Programm umfasst an den Seitenwänden den Zyklus von fünfzehn Kreuzwegstationen, den einzigen bis heute bekannten im Werke Herrmanns, und an der Decke vier ovale Eckmedaillons mit den Kirchenvätern und ein grosses illusionistisches Mittelbild mit dem Abendmahl, das eher streng und schematisch wirkt. HERRMANNS Vorliebe für reichverzierte Gitter und Geländer wird hier deutlich. Alle Fresken sind in den Farbtönen eher gedämpft und verraten stilistisch die Nähe zum Klassizismus. Die 1962 zum Vorschein gekommenen Dekorationsmalereien an den Wänden und Gewölben des Chores entstanden 1631 und umfassten einst auch das Langhaus. Ihre Rahmungen betonen die Architekturteile, die Gewölbe, Fenster und Türen. Stark bewegte und bunt gefasste Roll-, Beschläg- und Schweifwerkornamente bilden schildartige Kartuschen und Masken und stehen stilistisch dem Spätmanierismus nahe.
Ausstattung
Der festliche Hochaltar, vermutlich das Werk von JOHANN VIKTOR SCHARPF aus Rheinfelden, entstanden um 1683, erhebt sich über einem sarkophagförmigen Stipes. Er wird von vier gewundenen, mit Weinlaub umkränzten Säulen in einen breiten Mittelteil mit dem Altarbild und zwei Seitenteile mit Figuren gegliedert. Auf dem Ölbild die Anbetung der Hirten und die Verkündigung durch die Engel nach Motiven des Venezianers Jacopo Bassano, allerdings vermutlich wegen der Stichvorlage seitenverkehrt. Seitlich davon stehen der Kaiser Heinrich 11. mit Kirchenmodell und der einen Drachen bekämpfende Heilige Beatus. Über dem Gebälk kniet der Kirchenpatron Stephanus, umgeben von Petrus und Paulus, Agathe und Agnes.
Die beiden Seitenaltäre sind vermutlich Werke des HANS HEINRICH SCHARPF, Vater von JOHANN VIKTOR, von dem auch das Epitaph seiner Tochter beim Hauptportal stammt. Die schmalen, zweigeschossigen Altäre sind ebenfalls aus Holz.
Ihre strenge Architekturgliederung wird von Figuren, Konsolen mit Putten und Voluten mit Früchtegehänge aufgelockert. Der Marienaltar vergegenwärtigt unten die Himmelfahrt und oben die Krönung Mariä. Das Figurenprogramm umfasst die drei Marien und Maria als Jungfrau sowie zuoberst Maria als Königin. Am Josephsaltar unten der Tod Josephs und oben der Erzengel Michael, beide gemalt von ISIDOR TURNFR; das Figurenprogramm: unten die beiden Johannes, oben die Erzengel Raphael und Gabriel und zuoberst Joseph mit dem Christuskind.
Beim Marienaltar ist in die Aussenwand das Rokoko-Epitaph des JOHANN STROSER von 1739 und beim Josephsaltar die Bauinschrifttafel von 1631 eingelassen. Das eichene Chorgestühl im Chor ist im Gesimsfries in Zierschrift mit der Jahreszahl 1674 datiert. Die Kanzel aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts an der Südwand des Langhauses besteht aus einem polygonalen Korpus mit Säulen an den Ecken, die von Weinlaub umrankt sind. In den Füllungen dazwischen stehen die vier Evangelisten. Den Schalldeckel zieren zwischen den Putten und Schildern der Spangenbügel vier Statuetten: hl. Wendelin, Nonne, Apostel und Joseph mit Kind, bekrönt von einem posaunenblasenden Engel.
Im Chorbogen hängt ein eindrucksvolles Kruzifix aus der Zeit um 1630. Frühbarocke Elemente vermischen sich hier noch mit gotischen. Unter der Empore steht eine Holzfigur des hl. Sebastian vor einem Baumstrunk mit Ästen. Die gotische Gestaltung und die spätbarocken Elemente lassen vermuten, es handle sich hier um eine Kopie eines spätmittelalterlichen Werks aus dem frühen 18. Jahrhundert.
St. Anna-Kapelle: Das Bauwerk
Das längsrechteckige Schiff mit den rundbogigen gekehrten Leibungen der Fenster lässt sich vermutlich mittels der Decke im Innern mit der Jahreszahl 1669 datieren. Ob schon vorher hier eine Kapelle stand, ist nicht bekannt. Den erhöhten, quadratischen Chor stiftete 1743 Pfarrer Andreas Gutzwiller, ursprünglich mit Dachreiter und zwei kleinen Glocken. Auf der südlichen Aussenmauer befand sich die Darstellung des Jüngsten Gerichts und des Totentanzes. Im Innern wird der einfache Saal durch einen halbkreisförmigen Triumphbogen von dem zwei Stufen höher liegenden Chor getrennt. Flache Leistendecken schliessen die Räume, im Schiff mit der Inschrift "1669 N.G.". Neben dem Eingang ein polygonales Weibwasserbecken mit Monogramm TSM und Jahreszahl 1700.
Ausstattung
Auf dem Altarblock des Chörleins steht ein hölzernes Barockretabel aus der Mitte des 17. Jahrhunderts. Anstelle des 1743 gestifteten Altarbildes befindet sich darin seit 1964 die Holzfigurengruppe der Anna selbdritt, aus dem letzten Drittel des 17. Jahrhunderts. Die beiden leuchtertragenden Engel beidseits des Retabels gehören zum Hochaltar und sind somit Werke von JOHANN VIKTOR SCHARPF, um 1680. Im Schiff stehen beidseits des Chorbogens auf Konsolen die Holzfiguren des Antonius von Padua mit Christuskind und der Barbara in wallenden Gewändern mit Kelch, Schwert und Turm, beide aus der Mitte des 17. Jahrhunderts mit Fassungen aus dem 18. Jahrhundert. An der Südwand befindet sich eine kleine Holzfigurengruppe mit Fridolin und dem Totengerippe des Ursus aus der Mitte des 18. Jahrhunderts. Gegenüber die Figurengruppe einer eindrucksvollen Pieta mit sitzender Maria, die Christus in ihrem Schoss hält. Das eher konservative, aber ausdrucksvolle Werk stammt aus der Mitte des 17. Jahrhunderts.
An der Rückwand des Schiffs hängt ein längliches, hölzernes Tafelbild mit Monogramm TSM und Jahreszahl 1700. Rundbogenarkaden mit rosenumrankten Säulen teilen das Bild in drei Szenen: die Heilige Familie in der Schreinerwerkstatt, die Flucht nach Ägypten und die Vermählung von Joseph und Maria. Das dunkeltonige Bild besitzt starke farbliche Akzente und volkstümlich naive Elemente. Dazu gehört auch die seltene Darstellung von Christus in der Schreinerwerkstatt. Rechts davon hängt ein Andachtsbild mit dem Hl. Aloysius in reich geschnitztem Holzrahmen aus dem Ende des 18. Jahrhunderts. Ferner im Chor ein Ölbild mit den Vierzehn Nothelfern aus dem 18. Jahrhundert.
Innerhalb der stark veränderten Umgebung und des nur noch in Fragmenten erhaltenen Dorfkerns von Therwil bildet die St. Stephanskirche mit Pfarrhaus und angrenzenden Kleinbauernhäusern eine Oase - ein bauhistorisches Ensemble von ansehnlicher Grösse. Dessen Bedeutung liegt darin, dass die Kirchenanlage mit der St. Anna-Kapelle eines der ersten Werke des Frühbarocks in dieser Gegend ist. Auch wenn das Äussere noch durchaus den mittelalterlichen Pfarrkirchen gleicht, so bestimmen doch das Innere die Erneuerungen des tridentinischen Konzils. Das weite Langhaus mit dem direkten Blick auf den Altar und die beiden Seitenaltäre machen diese Werke zu raumbildenden Elementen. Alle drei Altäre sind hervorragende Werke des Frühbarocks - vermutlich geschaffen von den Bildhauern SCHARPF aus Rheinfelden, von denen auch der Altar der Gnadenkapelle in Mariastein stammt. Der reiche Figurenschmuck, die Ornamente und Architekturteile sind von einer erstaunlichen Reife.
Die spätere Auszierung des Langhauses ergänzt das Raumbild deshalb so vortrefflich, weil das Rokoko in jener Zeit bereits im Abklingen war. Fresken und Stuck sind so dezent, dass sie die frühbarocken Werke nicht stören. So vereinen sich denn hier Werke der Frühzeit der einen und Werke der Spätzeit der anschliessenden Stilepoche.
In die Bewertung der ganzen Anlage ist auch die St. Anna-Kapelle einzubeziehen. Ihr reicher Figuren- und Bilderschmuck macht sie zu einer kleinen Schatzkammer.