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Hauptstrasse 154
Aus den Bauinschriften geht hervor, dass das "Neuhuus im Jahre 1780 errichtet worden ist: Das Baujahr 1780 ist sowohl auf den beiden Haustüren wie auf zwei Kranzkacheln des Ofens in der unteren Wohnstube festgehalten. In der Literatur wird davon ausgegangen, dass der Müller Hans Buser und der Dorfmeier Hans Jakob Buser das "Neuhuus" errichten liessen. In den Akten belegt ist der Kauf der Liegenschaft durch Hans Buser Müller im Jahre 1793. Die mehrräumige Liegenschaft wird in der Folge bis 1873 von Mitgliedern der Familie Buser bewohnt. Die Akten sprechen von einer unteren und von einer oberen Wohnung; eine Aufteilung, die bis heute existiert. Ab den 1870er Jahren werden Mitglieder der Familie Recher und Tschopp Eigentümer und bleiben es bis heute. Das "Neuhuus" bot Platz für Posamenterfamilien; in vier Küchen wurden die Mahlzeiten zubereitet und in den Gewölbekellern die Vorräte gelagert. Zum Wohnhaus gehörten Scheune, doppelte Stallung, Schweineställe, ein Trottengebäude und ein Wagenhaus.
Der über erhöhtem gewölbtem Keller dreigeschossige und vierachsige Wohnbau steht leicht schräg zur Hauptstrasse und nimmt durch seine Stellung wie durch sein Volumen eine beherrschende Stellung im Oberdorf ein. Ein zweigeschossiger Dachstock unter einem Krüppelwalmdach schliesst den Bau ab. Die strassenseitige Fassade wird von zwei gequaderten Ecklisenen eingerahmt. Zum erhöhten Hauseingang führt eine zweiläufige, gemauerte Treppe. Auffällig ist die Haustüre aus Eiche, deren umlaufender Türblattrahmen mit Flechtornamenten kombiniert mit Lilienmotiven geschmückt ist. Auf dem oberen Rahmenbrett sind zwischen das Flechtbandmuster die Jahreszahl 1780 und die Initialen HB (?) geschnitzt worden. Das zentrale Feld des Türblattes besteht aus gegen die Mitte hin diagonal verlaufenden Eichenbrettern. Im Mittelfeld ist der Türklopfer montiert, eingerahmt von einem Kranz. Die Sockel des Türgewändes sind mit vertieften Medaillons ausgezeichnet. Der erhöhte Keller ist von der Hauptstrasse her über eine Türe zugänglich. Die geräumigen Gewölbekeller erstrecken sich über den ganzen Gebäudegrundriss. Die Kellerräume werden auf beiden Fassadenseiten durch hochliegende, vergitterte Kellerfenster beleuchtet. Die stichbogigen Fenster der Wohngeschosse stammen aus verschiedenen Bauepochen. Im 2. Obergeschoss gegen die Hauptstrasse haben sich die originalen Eichenfenster mit vier Fensterflügeln erhalten. Die Giebelfassaden zeigen Fensteröffnungen in den Wohngeschossen und einfache Lichtöffnungen in den beiden Dachgeschossen. Im Zuge eines Umbaus sind im Jahr 2007 zwei weitere, nicht unterteilte Fenster im 2. Obergeschoss auf der östlichen Giebelfassade eingebaut worden. Auf der Rückseite des Wohnhauses befindet sich eine zweigeschossige, auf Holzpfeiler abgestützte Laube, von der aus die einzelnen Etagen erschlossen worden sind. Auch hier stammen die bestehenden Fensteröffnungen aus den verschiedenen Bauepochen. Im 2. Obergeschoss hat sich wiederum ein Fenster aus der Erbauungszeit erhalten.
Der beinahe quadratische Grundriss des Wohnhauses zeigt die Typologie eines Baselbieter Bauernhauses. Der Erschliessungsgang verläuft parallel zur Giebelfassade und führt vom Haupteingang zum rückwärtigen Hinterausgang. Der ebenfalls erhöhte Hinterausgang ist über eine zweiläufige Holztreppe zugänglich. Früher befand sich hier, wie aus der Dokumentation der "Bürgerhäuser" hervorgeht, ein kanzelartiger Aufbau. Die rückwärtige, eichene Haustüre ist analog zur vorderen Haustüre dekoriert. Einzig die Initialen der Erbauer sind weggelassen worden.
Vom Gang aus sind die einzelnen, gegen Westen liegenden Räume erschlossen. Im Gang befindet sich ein grosser, zweiflügliger Kasten aus der Erbauungszeit. Ein direkter Zugang zur östlich anschliessenden Ökonomie existiert nicht. Eine einläufige Treppe aus der Erbauungszeit führt zu den Obergeschossen. Die Wohnstube im Erdgeschoss zeigt die originale Felderdecke mit barocken, profilierten Deckleisten. Hier steht auch der Baselbieter Ofen mit doppelter Ofenbank. Die Füllkacheln zeigen das typische Nelkenmotiv aus verschiedenen Zeitstilen. Ebenfalls erhalten haben sich Reste eines Alkovens. Der Ofen im 1. Obergeschoss ist um 1900 durch einen grünen Ofen mit dekorierten Gesimskacheln ersetzt worden. Die Grosszahl der Räume hat bis heute den ursprünglichen Schiebboden sowie die Holzdecken bewahrt. Bei den Renovationsarbeiten im 2. Obergeschoss sind Lehmfüllungen als Wärmedämmschicht im Zwischenboden freigelegt worden. Die einfachen Dachräume sind mit eingeschobenen Bretterwänden unterteilt. Ebenso sind sehr viele originale Türblätter, teilweise mit barock geschwungenen, eingeschobenen Füllungen, teilweise mit geschmiedeten Schlangenband-Beschlägen erhalten. Einige Türen sind in der Bauzeit und teilweise auch später maseriert worden.
Hinter dem Haus grenzt der Garten an einen kleinen öffentlichen Gehweg, der zwischen der einstmaligen Allmend und den Hausgärten durchführt. Der östllich anschliessende Ökonomiebau weist einen tieferen First als das Wohnhaus auf. Das Satteldach kragt weit vor und bietet Schutz vor Wind und Wetter. Das grosse, zweiflüglige Rundbogentor führt in die Scheune. Beidseitig des Scheunentores befinden sich die Stalleingänge. Mehrere schmale Lichtschlitze beleuchten den obergeschossigen Heuraum. Rechts von der Ökonomie befindet sich, deutlich in den Strassenraum vorgezogen, ein schmaler Wagenschopf. Der niedrige, langgezogene Raum im Erdgeschoss diente als Wagenremise, während der nicht unterteilte, hohe Raum im Obergeschoss zur Vorratshaltung benutzt wurde. Neben dem Wagenschopf verläuft ein öffentlicher, schmaler Durchgang, das "Nünigängli".
Das "Neuhuus" hat keine eingreifenden Umbauten erlebt und überzeugt heute durch den grossen historischen Wert von Gebäude und fester Ausstattung. Die markante Stellung im Ortsbild des Strassendorfes Ziefen, die repräsentative Qualität des herrschaftlichen Hauses und der weitgehende Erhalt der originalen Bausubstanz und Ausstattung begründen die Schutzwürdigkeit.