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- Hardstrasse 7 / 7a
Hardstrasse 7 / 7a
Das ehemalige Zehntenhaus von Zunzgen steht im oberen Teil des alten Dorfes sehr exponiert auf der Anhöhe, so dass es von weitem sichtbar ist. Das Oberdorf ist hier sehr locker überbaut, so dass die einzelnen historischen Bauten gut zur Geltung kommen. Wann das Zehntenhaus erbaut worden ist, ist nicht bekannt, doch dürfte es bereits im 16. oder 17. Jahrhundert erbaut worden sein. Auf der Skizze des Dorfes Zunzgen, gezeichnet vom Geometer Georg Friedrich Meyer um 1680 steht das dreigeschossige Haus direkt an der Hardstrasse und ist als eines der wenigen Häuser giebelständig und in Stein gebaut. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts ist das Haus umgebaut und mit Anbauten versehen worden.
Das stattliche dreigeschossige Haus wird von einem steilen Satteldach bedeckt. Auf der westlichen Traufseite ist im 19. Jahrhundert eine kleine, zweigeschossige Laube angehängt worden, in der sich zugleich der Aufgang ins obere Geschoss befindet. Am Südgiebel wurde ebenfalls im 19. Jahrhundert in der ganzen Länge ein Anbau mit Lauben und dem Aufgang in die oberen Geschosse errichtet. Intakt erhalten haben sich vor allem die Giebel, die nur von kleinen Öffnungen unterbrochen werden. Auf der Eingangsseite finden sich rechteckige Fenster aus dem 19. Jahrhundert, wobei ein Teil davon erkennen lässt, dass hier ursprünglich gotische Fenster mit schmalen Bänken vorhanden waren. Der Eingang entstand auf dieser Seite erst im 19. Jahrhundert, denn sein Sturz trägt die Jahreszahl 1837 mit den Initialen MB. Im obersten dritten Geschoss, das als Kornschütte diente, finden wir ein- und zweiteilige Fensterchen, wie wir sie bereits auf der Federskizze von Georg Friedrich Meyer sehen. Unterkellert ist nur die Nordostecke des Gebäudes hart an der Strasse. Auch am Nordgiebel finden wir nur wenige Fenster, die meist aus dem 19. Jahrhundert stammen. Auf der Rückfront sind die Fenster in den Dimensionen sehr unterschiedlich und gehen zum Teil noch ins 17. Jahrhundert zurück.
Nach gewissen Quellen soll das Haus als Vogtshaus gedient haben, was angesichts seiner Bezeichnung als Zehntenhaus durchaus zutreffen könnte. Tatsächlich handelt es sich um eines der ältesten und stattlichsten Gebäude im Zentrum des alten Oberdorfes von Zunzgen. Auch seine Querstellung zur Strasse spricht für sein hohes Alter. Das spätgotische Haus erhielt im 19. Jahrhundert grössere Fenster und wurde mit Anbauten versehen. Im Innern ist besonders bemerkenswert das dritte Geschoss, das noch mit den alten Bodenfliesen belegt ist.
Neben dem Zehntenhaus steht auf der Südseite etwas versteckt einer, der schönsten und interessantesten Holzspeicher des Baselbiets. Wer ihn sieht, glaubt sich ins Wallis versetzt. Der so genannte Herrenspeicher vermittelt einen guten Eindruck des gestrickten, dreigeschossigen Speichers, wobei sich das zweite Geschoss durch sein Vorkragen deutlich abhebt. Auf dem schweren eichenen Schwellenkranz ruht das Gewände auf vier hohen Pflöcken. Bevor der Zwischenraum zwischen dem Erdboden und dem Schwellenkranz mit Mauerwerk aufgefüllt worden ist, konnte die Luft ungehindert unter dem Speicherboden hindurchstreichen. Die beiden übereinander liegenden Speicherräume sind in Stricktechnik, d.h. als Blockbau gewettet, errichtet. Mit anderen Worten, die senkrecht übereinander gefügten Wandbäume sind an den aufeinanderstossenden Wänden verblattet und ragen als Vorstösse über die Ecken hinaus. Die knorrigen Föhrenstämme wurden aussen und innen mit der Breitaxt flach behauen. Das kräftig vorkragende Obergeschoss besitzt Wandbäume, die nicht bündig über den Wänden des unteren Geschosses liegen, sondern über einem kräftig verstärkten Rahmenwerk aus Trägerbalken, die nach aussen gerückt sind. Die traufseitigen oberen Dreiecke sind bündig bekrönt von einem verstärkten Wandbaum, auf dem die Dachbalken liegen. Der First sitzt auf einem horizontalen Ständer. Der unschöne Vorbau mit dem Klebdach ist inzwischen zu Recht entfernt worden. Zum Speicher führte einst von der Seite her eine Blocktreppe, weshalb vor dem Eingang eine kleine Plattform vorhanden ist. Das Speichertor besteht aus kräftigen Seitenpfosten und einem geschweiften Türsturz. Der Speicher stand im 17. Jahrhundert noch nicht an diesem Ort, da der Wohnsitz des Untervogts damals an der Landstrasse lag. Es ist deshalb zu vermuten, dass das Zehntenhaus erst um 1700 Wohnsitz des Untervogts wurde und deshalb hier ein Speicher errichtet worden ist. Der Speicher barg die Zehnten und Abgaben der Bürger von Zunzgen, weshalb er auch den Namen Herrenspeicher erhielt. Das Dorf Zunzgen besass einst zahlreiche Speicher, denn die Speicher waren im Baselbiet solange üblich, als man noch keine Keller hatte und die Holzbauweise vorherrschte. Leider sind diese Speicher nahezu alle verschwunden. Einer der schönsten wurde im Jahre 1966 abgetragen und konnte wegen der Baulinie nicht mehr aufgestellt werden. Ein weiterer nicht so alter Speicher konnte unter Denkmalschutz gestellt werden. Von diesen drei Speichern ist der so genannte Herrenspeicher beim Zehntenhaus sowohl historisch als baugeschichtlich der bedeutendste. Er ist zudem in einem Zustand, der seine Erhaltung erlaubt und hat bereits nach der Entfernung eines Vordachs gewonnen.