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Care-Arbeit
Care-Arbeit – sich um Kinder und hilfsbedürftige Menschen kümmern – ist das Fundament unserer Gesellschaft. Diese Arbeit muss stärker anerkannt, gerechter verteilt und sozial besser abgesichert werden.Care-Arbeit: Ohne sie geht nichts
Kochen, putzen, Wäsche waschen oder Kinder betreuen: Der Begriff Care-Arbeit umfasst Betreuungs-, Pflege-, Sorge- und Beziehungsarbeit. Diese Arbeit bildet die Grundlage unseres Zusammenlebens. Dazu zählen sowohl die im privaten Bereich geleistete unbezahlte Arbeit wie auch die bezahlte Pflege- und Betreuungsarbeit in Haushalten und Institutionen (Spitäler, Heim, Krippen usw.).
Care-Arbeit ist für die Gesellschaft, unseren Lebensstandard und die Wirtschaft unentbehrlich. Aufgrund der Alterung der Bevölkerung wird der Bedarf an Betreuungsarbeit noch deutlich zunehmen. Care-Arbeit wird gesellschaftlich zu wenig anerkannt und Care-Arbeitende werden oft schlecht entlohnt.
Insgesamt wird mehr unbezahlte als bezahlte Arbeit geleistet. Der Bund beziffert die im Jahr 2020 unbezahlt geleistete Arbeit mit 9,8 Milliarden Stunden. Dies entspricht einem geschätzten Wert von 434,2 Milliarden Franken. Für bezahlte Arbeit wurden 2020 7,6 Milliarden Stunden aufgewendet. Mehr Zahlen zur unbezahlt geleisteten Arbeit in der Schweiz finden sich im Satellitenkonto Haushaltsproduktion des Bundesamtes für Statistik.
Frauen leisten den grössten Teil der Care-Arbeit
Sowohl die bezahlte, aber vor allem auch die unbezahlte Care-Arbeit wird mehrheitlich von Frauen geleistet. Auch Männer beteiligen sich zunehmend an der Betreuung der Kinder und Grosskinder, pflegen ihre kranke Partnerin oder erledigen Botengänge für gebrechliche Menschen. Die folgenden Grafiken geben Auskunft über die Verteilung der unbezahlt geleisteten Care-Arbeit im Baselbiet.
Anmerkung zur statistischen Unsicherheit: Je weniger Beobachtungen einer Auswertung zugrunde liegen, desto grösser wird die statistische Unsicherheit. Die statistische Unsicherheit wird durch ein Vertrauensintervall (VI) angegeben. Das VI zeigt den Bereich an (±), innerhalb dessen das Ergebnis mit einer Wahrscheinlichkeit von 95 Prozent liegt. Überlagern sich die Bereiche, ist kein signifikanter Unterschied feststellbar.
Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit nach Familientyp
Im Baselbiet wurden 2020 in Haushalten mit Kindern durchschnittlich 45,5 Stunden für Haus- und Familienarbeit aufgewendet. Die Frauen leisteten mit 56,2 Stunden mehr dieser unbezahlten Care-Arbeit als Männer mit 33,5 Stunden.
In Haushalten ohne Kinder ist der durchschnittliche Aufwand mit 21 Stunden pro Woche weniger hoch. Frauen übernehmen auch hier mit 25 Stunden mehr unbezahlte Care-Arbeit als Männer mit 16,4 Stunden.
Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit nach Alter des jüngsten Kindes
In Familien mit Kindern unter 7 Jahren fällt besonders viel Haus- und Familienarbeit an. Der Zeitaufwand belief sich 2020 auf durchschnittlich 49,4 Stunden pro Woche. Frauen werden mit 60,3 Stunden pro Woche überdurchschnittlich stark von der Haus- und Familienarbeit beansprucht. Bei Männern beläuft sich der Zeitaufwand auf 39,5 Stunden.
Mit zunehmendem Alter der Kinder verringert sich die anfallende Haus- und Familienarbeit. Sind die Kinder 7 Jahre alt oder älter, beträgt der durchschnittliche Aufwand 33,2 Stunden pro Woche. Frauen leisten mit 43,3 Stunden in Familien mit älteren Kinder mehr als doppelt soviel unbezahlte Care-Arbeit als Männer mit 20,6 Stunden.
Zeitaufwand für Haus- und Familienarbeit nach Tätigkeit
Mahlzeiten zubereiten nahm 2020 bei der Haus- und Familienarbeit am meisten Zeit in Anspruch, nämlich durchschnittlich 6,4 Stunden pro Woche. Frauen wendeten rund 8 Stunden pro Woche fürs Kochen auf, Männer rund 5 Stunden. Für die Kinderbetreuung und Pflege fielen pro Woche durchschnittlich 3,2 Stunden Arbeit an, wobei hier die Arbeit ein wenig gleichmässiger auf Frauen (4,8 Stunden) und Männer (4,1 Stunden) verteilt ist. Geputzt wurde durchschnittlich 3,5 Stunden. Frauen wendeten fürs Putzen fast drei Stunden mehr auf als Männer.
Am wenigsten Zeit wendeten Männer mit durchschnittlich einer halben Stunde pro Woche fürs Wäsche machen auf. Dies ist rund 5 mal weniger als Frauen, die rund 3 Stunden pro Woche mit der Wäsche beschäftigt sind. Am ausgeglichensten ist der Zeitaufwand fürs Erledigen der Einkäufe sowie für administrative Arbeiten verteilt.
Die mentale Last
Zur unbezahlt geleisteten Care-Arbeit gehört auch die Verantwortung, dass im alltäglichen Leben nichts vergessen geht. Zum Beispiel das Kind von der Kita abzumelden, ein Geschenk für den Kindergeburtstag zu organisieren oder den Kehricht rechtzeitig vor die Türe zu stellen. Diese Denk-Arbeit wird auch Mental Load genannt. Wie ein Grossteil der Betreuungs- und Haushaltsarbeit lastet auch der Mental Load primär auf den Schultern der Frauen.
Wie ist der Mental-Load in Ihrem Haushalt organisiert? Machen Sie den Online-Test der Initiative «Equal Care».
Männer arbeiten Vollzeit, Frauen Teilzeit
Das Gesetz gibt keine Rollenverteilung in der Familie mehr vor. Trotzdem folgt die Mehrheit der Paare, auch ohne Kinder, dem einen Modell: Für die Haus- und Betreuungsarbeit ist in erster Linie die Frau, für das Einkommen hauptsächlich der Mann zuständig. In den meisten Schweizer Familien sind Frauen Teilzeit erwerbstätig, die Männer Vollzeit. Paare, die sich die Verantwortung für Kinderbetreuung und Erwerbsarbeit hälftig teilen, sind in der Minderheit.
Beschäftigungsgrad nach Familiensituation
Die Geburt eines Kindes ändert die Erwerbsbeteiligung von Frauen in der Schweiz grundlegend. 55,6 Prozent der Frauen, die in einer Partnerschaft ohne Kinder leben, arbeiteten 2022 Vollzeit. Bei Frauen in Partnerschaften mit Kindern betrug dieser Wert rund 17 Prozent. Zwei Drittel der Frauen mit Kindern arbeiten in Pensen zwischen 50 und 80 Prozent, ein Fünftel in einem Pensum unter 50 Prozent. Der Anteil Frauen in Partnerschaften, die keiner Erwerbsarbeit nachgehen, beträgt bei Frauen mit Kindern mit knapp 20 Prozent doppelt so viel wie bei Frauen ohne Kinder.
Das Erwerbspensum der Männer, die in einer Paarbeziehung leben, verändert sich mit der Geburt eines Kindes kaum. Die überwiegende Mehrheit – 80,4 Prozent der Männer mit Kindern und 82,1 Prozent der Männer ohne Kinder – arbeitet Vollzeit. 11,6 Prozent der Männer mit Kindern arbeitet in einem Pensum von 50 bis 90 Prozent. Bei den Männern ohne Kinder beträgt dieser Wert 9 Prozent.
Rahmenbedingungen beeinflussen die Arbeitsteilung
Die Gründe für die ungleiche Verteilung der unbezahlten Care-Arbeit sind einerseits nach wie vor verbreitete Geschlechterstereotype, die Frauen die Verantwortung für Pflege, Hausarbeit und Kinderbetreuung zuweisen. Anderseits hängt eine gleichmässige Aufteilung von Erwerbsarbeit und Care-Arbeit auch von den Rahmenbedingungen ab: Frauen verdienen häufig weniger als Männer, das Steuersystem benachteiligt egalitäre Familienmodelle und die Kosten für familienergänzende Kinderbetreuung sind hoch.
Aus Gleichstellungssicht ist der Handlungsbedarf klar:
- Gleiche und gleichwertige Arbeit muss gleich entlohnt werden (Bundesverfassung, Art. 8 Abs. 3, Nationales Gleichstellungsgesetz).
- Flexible Arbeitszeiten, Teilzeitstellen und Urlaubsmöglichkeiten erleichtern es, Beruf und Betreuungs- und Pflegearbeit besser zu vereinbaren. KMU finden dazu auf der Plattform JOB&LIFE hilfreiche Tipps.
- Care-Arbeit erfordert Belastbarkeit, Flexibilität, Kommunikations- und Organisationsfähigkeit. Diese Kompetenzen gilt es bei der Anstellung und Lohneinstufung zu berücksichtigen.
- Nur mit geeigneten Anreizen hinsichtlich Kitakosten und Steuern lohnt es sich für Paare, wenn sie beide erwerbstätig sind.
- Ausreichend vorhandene, qualitativ gute und bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung ermöglicht es Eltern, einer Erwerbsarbeit nach zu gehen.
Die finanzielle Absicherung beachten
Wer unbezahlte Care-Arbeit leistet, sieht sich häufig mit Nachteilen bei der beruflichen Laufbahn und Einbussen beim Verdienst konfrontiert. Dies wirkt sich auch auf die Altersvorsorge aus. Ausgeglichen wird dies nur in geringem Mass durch Erziehungsgutschriften in der AHV. Und dadurch, dass im Fall einer Scheidung die Vorsorgeguthaben nach Gesetz hälftig geteilt werden sollten. Dies muss in der Praxis allerdings oft explizit eingefordert werden.
Bei verheirateten Paaren regelt das Eherecht – und im Scheidungsfall das Scheidungsrecht – den Unterhalt für die Person, die nicht oder nur reduziert erwerbstätig ist, weil sie in der Regel die Hauptverantwortung für die Betreuung der Kinder übernimmt.
Bei Konkubinatspaaren ist dies nicht per Gesetz geregelt. Reduziert einer der beiden Elternteile seine Erwerbstätigkeit zugunsten der Kinderbetreuung, empfiehlt sich daher ein Konkubinatsvertrag. Darin können die finanziellen Verpflichtungen während des Zusammenlebens und bei einer Trennung vereinbart werden.
Das Online-Tool «Cash or Crash» von alliance F zeigt die finanziellen Auswirkungen von Lebensentscheiden wie Familiengründung, Teilzeitarbeit oder Heirat.
Mehr Informationen zu Care-Arbeit
- Kurzfilm «Wirtschaft ist Care»: Der Kurzfilm beleuchtet, weshalb Care-Arbeit ein integraler Bestandteil der Wirtschaft ist.
- Animationsfilm: Lebensverlauf einer Frau (Nationaler Forschungsschwerpunkt LIVES)
- Broschüre «Anerkennung und Aufwertung der Care-Arbeit – Impulse aus Sicht der Gleichstellung», Eidgenössisches Büro für die Gleichstellung von Frau und Mann EBG
Online-Tools zu unbezahlter Care-Arbeit
- «Cash or Crash»: Online-Tool von alliance F zu Lebensentscheiden und ihren finanziellen Auswirkungen.
- «MenCare-Fussabdruck»: Online-Test von männer.ch. Er richtet sich an Männer, die ihr Engagement in der Care-Arbeit messen möchten.
- «Mental Load Test»: Online-Test der Initiative «Equal Care». Er gibt Auskunft darüber, wer in Haushalt und Familie wieviel «Mental Load» trägt.
Plattformen zur Vereinbarkeit von Beruf & Care-Arbeit
- JOB&LIFE: Auf der Online-Plattform finden KMU Informationen und Tipps, wie sie Vereinbarkeit in ihrem Betrieb fördern und umsetzen können.
- info-workcare: Informationsportal für Erwerbstätige, die Angehörige betreuen
Rechtliche Informationen zu bezahlter Care-Arbeit
«Von fleissigen Hausmännern und fachkundigen Hebammen»: Care-Rundgang in Liestal
Der Frauenstadtrundgang Basel bietet in Liestal einen Spaziergang zur Geschichte der Sorge-Arbeit im Baselbiet an. Der Rundgang folgt der Geschichte von fürsorglichen Hausmännern und fachkundigen Hebammen auf dem Land.