Wenn Sie eine psychische Krise hatten während oder nach einer Schwangerschaft besteht ein erhöhtes Risiko, erneut zu erkranken bei einer weiteren Schwangerschaft. Aber es muss nicht passieren. Sie wissen nun schon eher, was auf Sie zukommt und vielleicht auch was Ihnen helfen kann und Sie wissen bereits, was Anzeichen dafür sind, dass sich Ihre Verfassung verschlechtert. Bei einer weiteren Schwangerschaft ist es sicherlich sinnvoll, mit Ihrem Therapeuten/ Ihrer Therapeutin zu besprechen, wie Sie Ihre psychische Gesundheit am besten stärken können und welche Form von Support Sie vielleicht unterstützen könnte.
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Informationen für Eltern
Jede Geburt stellt das bisherige Leben auf den Kopf. Der Tagesrhythmus verändert sich, neue Aufgaben müssen bewältigt und die Rollen in der Familie neu gefunden werden. Nicht alle Neuerungen sind angenehm: Die dauernde Beanspruchung durch das Baby, die grosse Verantwortung und die schlaflosen Nächte können belastend sein. Hormonelle und körperliche Veränderungen können eine Herausforderung sein. Häufig nehmen Konflikte in der Beziehung zu und schöne gemeinsame Momente werden seltener. Es ist normal, in der Zeit der Schwangerschaft und nach der Geburt viele intensive Emotionen zu durchleben. Doch wenn die schwierigen Emotionen beginnen, einen Einfluss auf Ihr alltägliches Leben zu haben, sind Sie möglicherweise von einer postpartalen psychischen Erkrankung betroffen.
Oft fällt es jungen Eltern schwer, darüber zu sprechen, wenn es ihnen psychisch nicht gut geht oder sie überfordert und erschöpft sind. Dies vielleicht, weil sie denken, es werde von ihnen erwartet, glücklich zu sein über die Geburt des Kindes. Oder vielleicht erwartet man selbst, dass es einem bessergeht, sobald die ersten körperlichen Anstrengungen der Geburt abgeklungen sind. Doch psychische Belastungen nach der Geburt sind weit verbreitet und völlig normal. Zögern Sie also nicht, offen über Ihre Verfassung zu sprechen und suchen Sie sich bei Bedarf Hilfe.
Insbesondere, wenn die Geburt schwierig war, Ihr Baby körperliche Probleme hat, Sie früher schon an einer psychischen Erkrankung gelitten haben oder die familiäre Situation instabil ist, ist das Auftreten einer postpartalen psychischen Erkrankung wahrscheinlicher. Eine postpartale Depression tritt jedoch auch oft ohne ersichtlichen Grund auf.
Vielleicht machen Sie sich Sorgen, aufgrund Ihrer psychischen Krise eine schlechte Mutter oder ein schlechter Vater zu sein. Manchmal besteht bei Eltern sogar die Angst, das Baby könnte ihnen aufgrund der psychischen Verfassung weggenommen werden. Dies ist jedoch sehr selten und geschieht nur in äusserst akuten Notsituationen. Grundsätzlich sind postpartale psychische Erkrankungen mit professioneller Unterstützung sehr gut behandelbar. Die meisten Betroffenen und ihre Familien erholen sich vollständig und die Eltern-Kind-Beziehung kann sich gesund entwickeln. Mit dem Edinburgh-Postnatal-Depression-Scale (EPDS) (erhältlich in 19 Sprachen) können Sie einen Selbstcheck zu Ihrer psychischen Verfassung machen.
Hier finden Sie weitere Hilfsangebote.
Psychische Vorbelastung
Wenn Sie bereits vor Ihrer Schwangerschaft von einer psychischen Erkrankung betroffen waren oder eine grössere psychische Krise erlebt haben, ist es sinnvoll, mit Ihrem Therapeuten / Ihrer Therapeutin oder Ihrem Hausarzt/ Ihrer Hausärztin zu sprechen. Sie werden darin unterstützt, wie Sie während der Schwangerschaft psychisch gesund bleiben können und Sie können sich nach weiterführenden Hilfsangeboten erkundigen.
Falls Sie bereits vor Ihrer Schwangerschaft Psychopharmaka einnehmen, ist es nicht zwingend notwendig, diese ersatzlos abzusetzen. Die Einnahme von bestimmten Psychopharmaka wie zum Beispiel Antidepressiva ist während der Schwangerschaft und der Stillzeit möglich. Beraten Sie sich dazu bitte mit einer Psychiaterin/ einem Psychiater.
In den Kantonen Aargau und Zürich gibt es eine Spezialsprechstunde zum Thema Medikation in der Schwangerschaft und Stillzeit von Frau Dr. Antje Heck. Diese Sprechstunde kann von Patientinnen und Patienten aus der ganzen Schweiz kontaktiert werden.
Behandlung und Unterstützung bei einer akuten Krise
Sie befinden sich in einer akuten Krise? Diese Stellen sind rund um die Uhr für Sie da:
- Elternnotruf: 0848 35 45 55
- Medizinische Notrufzentrale: 061 261 15 15
- Dargebotene Hand: 143
Wenn Sie rasche psychiatrische Unterstützung benötigen können Sie sich bei der Walk-In Ambulanz der UPK melden.
Die Psychosoziale Sprechstunde der Frauenklinik des Universitätsspitals Baselist spezialisiert auf Beratungen bei psychischen Erkrankungen rund um die Schwangerschaft und die Geburt: Tel. 061 328 53 21,
Wenn Sie in einer vorübergehenden Krise sind, kann Sie die Elternberatung oder die Familienhilfe des Roten Kreuzes Basel-Landschaft oder des Roten Kreuzes Basel-Stadt kurzfristig emotional unterstützen.
Sie können sich auch Ihrer Hausärztin/ Ihrem Hausarzt, Ihrer Gynäkologin/ Ihrem Gynäkologen oder Ihrer Hebamme anvertrauen. Diese Fachpersonen sind im Umgang mit psychischen Krisen in der Schwangerschaft oder nach der Geburt geschult und können Sie beraten und unterstützen.
Wenn Sie unter einer postpartalen Depression, Angststörung oder Psychose leiden, kann Ihnen eine Psychotherapie helfen. Hier finden Sie eine Liste von Therapeutinnen und Therapeuten in der Region Basel.
Lassen Sie sich für die Behandlung mit Psychopharmaka während der Schwangerschaft und in der Stillzeit von einer Psychiaterin / einem Psychiater beraten. Sie können auf doc24 nach dem Begriff peripartale Psychiatrie filtern.
Eine stationäre Behandlung mit Ihrem Kind ist in der Klinik Sonnenhalde, im Mutter-Kind-Haus auf dem Gempen und in den Universitären psychiatrischen Kliniken Basel (UPK) möglich.
Das Bindungshaus in Kleinhüningen bietet eine Tagesstruktur für Eltern mit Kindern im Alter bis zu einem Jahr an.
Angehörige
Sind Sie gerade Vater oder Mutter geworden und Ihr Partner / Ihre Partnerin ist an einer postpartalen Depression erkrankt? Oder sind Sie die Mutter, der Bruder oder eine gute Freundin von jemanden, der/die von einer postpartalen psychischen Erkrankung betroffen ist?
Bei der Anlaufstelle für Angehörige und Kinder von psychisch erkrankten Menschen können Sie sich kostenlos beraten lassen.
Für Kinder kann es belastend sein, bei Eltern mit einer psychischen Erkrankung aufzuwachsen. Falls Sie sich gerne hierzu beraten lassen wollen, bietet das Institut Kinderseele Schweiz Onlineberatungen an.
Typischer Verlauf der Erkrankung
Häufig beginnt eine postpartale Depression mit Schlafstörungen. Diese werden zunächst nicht als Symptom einer Depression erkannt, weil Schlafunterbrüche in den ersten Monaten mit einem Baby dazugehören. Die betroffenen Frauen finden jedoch nach dem Stillen des Babys nicht mehr in den Schlaf zurück. Sie liegen grübelnd im Bett und erwachen nachts oder frühmorgens häufig ohne äusseren Anlass, gequält von Ängsten und Sorgen. Mit der Zeit führen die Schlafstörungen zu einer massiven Erschöpfung. Die Betroffenen fühlen sich häufig lust- und antriebslos und sind gleichzeitig innerlich angespannt und unruhig. Durch die entstehende emotionale Labilität können scheinbar unbedeutende Ereignisse zu grosser Verzweiflung, Panik oder Wut führen. Häufig entwickeln die Betroffenen auch quälende Zwangsgedanken. Sie fürchten beispielsweise, dass sie ihrem Kind Schaden zufügen könnten, sei es durch Vernachlässigung oder sogar durch aktive Verletzung. In der Folge entwickeln Mütter, die sich den Anforderungen nicht mehr gewachsen fühlen, starke Schuldgefühle oder teilweise sogar ablehnende Gefühle dem Kind gegenüber. Nicht selten empfinden betroffene Frauen diesen Zustand als so hoffnungslos, dass sie sich wünschen, sie selbst oder ihr Kind wären tot. Die enormen hormonellen Veränderungen nach einer Geburt, die häufigen schlaflosen Nächte und anstrengenden Tage mit einem Baby, die langen Tage alleine mit dem Baby zu Hause ohne die gewohnten Kontakte zu Arbeitskolleginnen und -kollegen oder Freundinnen und Freunden können zu sozialer Isolation führen, welche eine depressive Erkrankung begünstigt.
Kann es passieren, dass ich mein Kind verletze?
Wenn Sie Gedanken daran haben, Ihr Kind zu verletzen, kann dies sehr beängstigend sein. Solche Gedanken bedeutet jedoch nicht, dass Sie Ihr Kind tatsächlich verletzen werden. Dies passiert nur in sehr seltenen Fällen (z.B. bei Drogen- oder Alkoholkonsum). Vielleicht haben Sie Angst, jemandem von diesen Gefühlen und Gedanken zu erzählen. Es ist jedoch wichtig, darüber zu sprechen, damit Sie auch die notwendige Unterstützung erhalten.
In ganz seltenen Fällen verlieren Eltern in psychischen Extremsituationen, wie grosser Erschöpfung oder Verzweiflung die Fassung und schütteln oder schlagen ihr Baby. Es ist sehr wichtig, ein Baby niemals zu schütteln. Hier finden Sie weitere Informationen dazu.